Brandenburger bauen Forum in Berlin mit

  • Anna Ringle
  • Lesedauer: 2 Min.

Paletten voller Engelköpfe und Terrakotta-Ornamente im Ofen: In einer Werkstatt bei Frankfurt (Oder) stapeln sich zurzeit diese historisch anmutenden Bauteile. Sie sind für ein prominentes Bauvorhaben gedacht - den Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Berliner Schlosses an der Prachtstraße Unter den Linden. Die frühere Preußen-Residenz war im Krieg stark beschädigt und zu DDR-Zeiten schließlich gesprengt worden. An der Rekonstruktion beteiligen sich auch viele brandenburgische Firmen.

Für die Engel wird es ganz schön heiß: Bei rund 1100 Grad werden die Terrakotten in Gasöfen gebrannt. Und das etwa 80 Stunden lang, damit sie später auch wetterfest sind, wie der Abteilungsleiter für Terrakotta bei der Firma Golem in Sieversdorf, Michael Marschel, erklärt. In den Räumen der Werkstatt geht es geschäftig zu. Im Eingangsbereich ist der Rohstoff zu sehen: eine Mischung mit Tonanteilen zu Haufen aufgeschüttet. An einer anderen Stelle ist eine Mitarbeiterin an einer Gipsform zugange, in die das Gemisch per Hand eingebracht wird. Für die Engel wird es einmal hoch hinausgehen. Die Cherubim-Köpfe werden am Unterbau der Schloss-Kuppel angebracht, wie die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss als Bauherrin mitteilt.

Seit März produziert der ostbrandenburgische Betrieb die Engelköpfe, die speziell für das Schloss historischen Vorbildern nachgeahmt wurden. Vollständig erhaltene Originale gab es als Vorlage nicht, Experten orientierten sich an historischen Bildern und Fotos. Im November sollen alle Engelköpfe ausgeliefert sein - 80 sind es dann insgesamt, wie Marschel erläutert. Die kurz nach der Wende gegründete Firma mit inzwischen mehr als 70 Beschäftigten fertigte nach eigenen Angaben schon für viele andere bedeutende Schauplätze. Terrakotten und Ziegelplatten für das Lübecker Holstentor und die Kaiserthermen in Trier zum Beispiel.

Golem ist nicht die einzige Firma aus Brandenburg, die einen Auftrag für den Aufbau des Berliner Schlosses bekam. Nach Stiftungsangaben sind es 24 Betriebe aus dem Bundesland, die am Wiederaufbau entweder mitarbeiten oder bereits ihre Arbeiten erledigt haben. Darunter sind 16 Subunternehmer, die zum Beispiel beim Rohbau mithalfen oder sich um Fensterbau kümmerten.

Darüber hinaus sind acht Firmen, die einen Firmensitz in Brandenburg haben, Hauptauftragnehmer auf der Baustelle. Unter anderem in den Bereichen Bodenbelag, Naturstein, Gerüstbau, Tiefbau und Metallbau. Alle Aufträge für das Schloss werden öffentlich ausgeschrieben, wie es weiter heißt. Die Firmen kommen aus dem gesamten Bundesgebiet. Die Aufträge werden der Stiftung zufolge an den wirtschaftlichsten Bieter vergeben. Ende 2019 soll voraussichtlich die Eröffnung gefeiert werden. Unter dem Namen Humboldtforum soll das rekon᠆struierte Schloss ein Kunst- und Kulturzentrum werden. dpa

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