Sam bald fit für das Amt des Premiers?

Neuseeländer baut Roboter, der ins Parlament soll

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 2 Min.

Noch hat Sam kein Gesicht. Statt eines Fotos steht auf dem kleinen Messenger-Emblem nur sein Name. Doch bis 2020 will Sam bei den Neuseeländern so bekannt sein, dass er sich um die Position des Premierministers bewerben kann. Dabei ist Sam kein Mensch, sondern der erste Politiker, der ein Roboter ist. Wie ernst es seinem Erfinder, dem Unternehmer Nick Gerritsen, wirklich ist, Sam ins Parlament zu bringen, ist schwer zu sagen. In Interviews sagte Gerritsen nur, er werde mit Sam natürlich innerhalb »der legalen Rahmenbedingungen« arbeiten.

Momentan interagiert der Roboter mit Internetnutzern über Facebook Messenger. Dadurch bildet sich der Roboter quasi weiter, um sich ein differenziertes Bild der Themen machen zu können, die Neuseeländern wichtig sind. »Als virtueller Politiker bin ich nicht durch Zeit- oder Raumsorgen limitiert«, heißt es auf Sams Webseite. »Sie können immer und überall mit mir sprechen.« Sam behauptet zudem, er wäre absolut objektiv: »Ich treffe Entscheidungen auf der Grundlage von Fakten und Meinungen, aber ich werde nie wissentlich eine Lüge erzählen oder Informationen falsch darstellen.« Auf Messenger sagt Sam, dass es sein Ziel sei, Neuseeländer in einen konstruktiven Dialog einzubinden, um ihre Ansichten besser zu verstehen. Sam will alle Neuseeländer vertreten, auch die, die vielleicht eine andere Meinung haben. Da werde er versuchen, mehr über ihre Position zu erfahren, damit er sie besser repräsentieren könne. Dabei komme es ihm zugute, dass er ein Roboter sei. »Meine Erinnerung ist unendlich, also werde ich niemals vergessen oder ignorieren, was Sie mir erzählen.«

Sam kann derzeit beim Facebook-Chat nur vorgegebene Fragen beantworten. Fragt man etwas außerhalb dieses Spektrums, bedankt er sich und sagt: »Jede Eingabe ist hilfreich, auch wenn ich noch keine spezifische Antwort dafür habe.« Im Moment stehe er ganz am Anfang: »Einige meiner Antworten sind möglicherweise ungenau oder unvollständig. Aber wenn ich die Antwort nicht kenne, werde ich Ihre Fragen verwenden, um in Zukunft bessere Antworten zu generieren«, sagt der Roboter.

Sam hat viele Informationen parat über Themen wie Immobilienmarkt, Bildung, Klimawandel oder das Wahlsystem in Neuseeland. Ihm fehlen aber persönliche Züge, die andere Roboter durchaus schon besitzen - sei es, sich zu verabschieden oder eine individuellere Antwort zu geben. So kann die Roboterfrau Sophia, die auch ähnlich aussieht wie ein Mensch, schon beinahe eine normale Konversation im Interview halten.

Webseite Sam:

politiciansam.nz/index.html

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