Ryanair will früher landen

Kritiker fordern härtere Gangart bei Verstößen gegen Nachtflugverbot

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 3 Min.

Da der irische Billigflieger Ryanair regelmäßig das Nachflugverbot am Frankfurter Rhein-Main-Flughafen bricht, häufen sich Beschwerden lärmgeplagter Anwohner. Unter zunehmendem Druck aus der Region empfing das hessische Wirtschafts- und Verkehrsministerium in Wiesbaden dieser Tage Ryanair-Vertreter, um Konsequenzen zu erörtern. Die Luftfahrtmanager gelobten Besserung und sagten zu, die Ankunftszeiten einiger kritischer Flüge nach vorne zu verlegen. Die Änderungen sollen diesen Montag in Kraft treten. Auch will die Gesellschaft zwei Reserve-Maschinen in Frankfurt stationieren, um mögliche Verspätungen abzufangen, die sich schon früher am Tag in den Umläufen der Jets ergeben könnten.

Die für aggressive Preispolitik und starken Druck auf ihre Beschäftigten bekannte Fluggesellschaft hatte vor gut einem Jahr mit großem medialen Aufwand Starts und Landungen ab dem Frankfurter Flughafen angekündigt. Seit März fliegt Ryanair von hier aus Ziele in Südeuropa und Großbritannien an. Für Manager des teilprivatisierten Flughafenbetreibers Fraport war die Entscheidung von Ryanair ein willkommener Schritt, um die drohende Stagnation bei Starts und Landungen zu überwinden. Deshalb sind sie zu großen Zugeständnissen bereit. »Die schwarz-grüne Landesregierung rollt einem Unternehmen, das mit fragwürdigen Geschäftspraktiken immer wieder für Schlagzeilen sorgt, den roten Teppich aus«, kritisiert hingegen Janine Wissler, Linksfraktionsvorsitzende im Wiesbadener Landtag.

Viele Ryanair-Spätflüge landen planmäßig zwischen 22 und 23 Uhr. Dann beginnt das sechsstündige Nachtflugverbot. Auffällig oft kamen die Maschinen allerdings deutlich später an. So entfielen nach Angaben der Naturschutzorganisation BUND im September mehr als ein Drittel aller verspäteten Landungen auf den irischen Billigflieger. Im November waren nach Angaben der Lufthansa sogar 35 von 45 Landungen nach 23 Uhr Ryanair-Maschinen, obwohl auf die Iren bislang nur drei Prozent der Flugbewegungen entfallen.

Dass Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) die Ryanair-Manager in der vergangenen Woche einbestellte und ihnen Änderungen am Flugplan nahelegte, geht den hessischen Oppositionsparteien nicht weit genug. »Das Ministerium hätte rechtzeitig proaktiv überprüfen müssen, ob die vorgelegte Flugplanung der größten Airline Europas plausibel ist«, findet der SPD-Abgeordnete Marius Weiß. Es sei bekannt, dass Ryanair aus Kostengründen die Umläufe zu knapp plane. Vom Engagement der Grünen, die in Oppositionszeiten jede Ausnahme kritisiert hätten, sei nichts mehr zu spüren, so der SPD-Mann.

Weil Ryanair europaweit für seine forsche und barsche Art bekannt ist, sehen Beobachter die weitere Entwicklung auch nach den jüngsten Zusagen der Airline mit Skepsis. So fordert der BUND weitergehende Konsequenzen. »Wer rücksichtslos ständig nach 23 Uhr landet, der sollte keine Landeerlaubnis erhalten und auf andere Flughäfen verwiesen werden«, so die Naturschützer. Diese Idee stößt bei der hessischen Linksfraktion auf Zustimmung. »Das bewusste Übertreten von Gesetzen und Regelungen zum Schutz von Menschen und Natur darf kein Geschäftsmodell sein«, forderte Wissler. Die Nachtruhe der Menschen dürfe nicht der »Gewinnmaximierung durch einen unrealistisch knapp geplanten Flugplan« geopfert werden, so die LINKE-Politikerin.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal