Landwirte hoffen auf Frost

Welche Folgen hat der milde Winter für die Bauern?

  • Lesedauer: 3 Min.

Mainz. Es regnet und regnet. Einerseits freut das viele Bauern, denn die Wasserspeicher sind endlich einmal gefüllt. Andererseits könnten die milden Temperaturen noch schädliche Folgen haben. So hoffen auch die Landwirte in Rheinland-Pfalz auf Frost, damit sie im Frühjahr die Felder leichter bestellen können. Gefriere das Wasser im Boden, dehne es sich aus und lockere die Erde auf, erklärte Andreas Köhr vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd in Mainz. »Gibt es keinen Frost, muss der Boden stärker bearbeitet werden.« Auch Schädlinge gibt es nach einem milden Winter erfahrungsgemäß in größerer Zahl.

In diesem Winter gab es in weiten Teilen von Rheinland-Pfalz bisher nur Anfang Dezember ein oder zwei Frostnächte. Auch dabei sank die Temperatur meist gerade so unter den Gefrierpunkt. Im Winter 2016/17 hingegen gab es flächendeckend zweistellige Minusgrade, sodass der Frost tief in den Boden eindrang. »Das hat uns Arbeit und Zeit erspart«, so Köhr.

Noch nicht abzuschätzen sind die Auswirkungen des bislang milden Wetters auf das Wintergetreide. Das bereits im Herbst ausgesäte Getreide braucht Kältereize, um Blüten zu bilden und in das Längenwachstum überzugehen. »Kältetechnisch befinden wir uns auf der Kante«, sagte Herbert Netter vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau. Wenn kein Frost mehr komme, könnte den Pflanzen der Kältereiz zum Wachsen fehlen. Dann müssten die betroffenen Bauern alles unterpflügen und neu aussäen. »Das ist ärgerlich und kostet Arbeit und Saatgut - aber es ist möglich.«

Die beiden Hochwasserwellen haben nach Angaben der beiden rheinland-pfälzischen Verbände bislang nur geringe Schäden angerichtet. »Jetzt ist ohnehin Vegetationsruhe«, sagte Roland Bellaire, Vorsitzender des Kreisverbandes Germersheim des Bauern- und Winzerverbandes. Bellaire pflanzt Weizen und Raps in einem Polder am Rhein, der nun zum zweiten Mal vollgelaufen ist. »Es ist noch nicht klar, was für Auswirkungen das haben wird.« Noch sei kein Schaden sichtbar.

Auch der viele Regen ist laut Köhr derzeit noch kein großes Problem. Doch wenn sich die Regenperiode in die Zeit der Bestellung der Äcker hineinziehen würde, wirke sich das aus. »Wir haben derzeit einen der wenigen Winter in Rheinland-Pfalz, in dem die Wasserreservoirs im Boden aufgefüllt werden. Sonst sind wir im Frühjahr oft mit einem Wasserdefizit gestartet.«

Netter und Köhr hoffen, dass noch eine Kälteperiode kommt - aber nicht zu spät. »Die Pflanzen sind darauf eingestellt, dass es im Winter kalt ist, im Frühjahr wärmer und im Sommer warm«, sagte Netter. Wenn die Triebe und Blüten der Obstbäume und Weinreben wie 2017 zu früh kämen, könnten sie erneut erfrieren. »Das wäre eine echte Katastrophe, zweimal hintereinander.« dpa/nd

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