Programm spürt rechte Hass-Tweets im Internet auf

Forscher entwickeln Computerprogramm zum automatischen Erkennen deutschsprachiger Hate-Speech-Beiträge bei Twitter

  • Lesedauer: 2 Min.

Hildesheim. Ein Computerprogramm zum automatischen Erkennen deutschsprachiger Hassbotschaften im Kurznachrichtendienst Twitter haben Forscher der Universitäten Hildesheim und Antwerpen entwickelt. Das Programm des Antwerpener Sprachtechnologen Tom De Smedt der Forschergruppe Computerlinguistik und der Medienlinguistin Sylvia Jaki vom Hildesheimer Institut für Übersetzungswissenschaft ist in der Lage, in Echtzeit automatisiert hetzerische Wörter und Wortkombinationen in Tweets aufzuspüren, teilte die Universität Hildesheim am Donnerstag mit.

Der Algorithmus der beiden Linguisten zeigt, dass sich deutsche Hasskommentare häufig gegen Geflüchtete aus Afrika, Muslime, Juden, Obdachlose, sogenannte Gutmenschen, Gefährder, Kriminelle und Linksextremisten richten, beziehungsweise gegen Menschen, die dafür gehalten werden. Typisch für die Kommentare sind Ausdrücke der Gewalt wie schlagen, schießen, überfallen, bekämpfen, Widerstand sowie Beschimpfungen im allgemeinen, etwa mit abwertenden Begriffen wie »Scheißdeutschland«.

»Die Software lernt selbstständig, Hasskommentare aufzuspüren, und kann auch mit der Tatsache umgehen, dass sich die Sprache des Hasses sehr schnell verändert«, sagte De Smedt. »Wir haben unser Programm bereits getestet: In 80 Prozent der Fälle liegt es richtig.« Eine Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden können sich die Forscher, die derzeit an der Publikation ihrer Ergebnisse arbeiten, gut vorstellen. Allerdings gebe es in der EU noch keine rechtsgültige Definition, was genau unter Hate Speech zu verstehen ist. De Smedt hat bereits ein Programm zum Erkennen dschihadistischer Inhalte im Internet entwickelt. dpa/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal