Razzia bei den »Osmanen Germania«

Mehr als 1000 Polizisten gegen türkischstämmige Rockergruppe im Einsatz

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Mit einer bundesweiten Razzia ist die Polizei gegen die türkischstämmige Rockergruppe »Osmanen Germania« vorgegangen. Mehr als 1000 Polizisten waren am Dienstag im Einsatz. Laut Bundesinnenministerium besteht der dringende Verdacht, dass der offiziell als Boxklub firmierende Verein in Deutschland illegale Aktivitäten entfalten könnte. Die »Osmanen« haben im gesamten Bundesgebiet 22 Ortsgruppen mit insgesamt rund 300 Mitgliedern.

Der erst 2015 in Hessen gegründete Klub galt zeitweise als die am schnellsten wachsende rockerähnliche Gruppierung in Deutschland. »Bund und Länder zeigen mit den heutigen Maßnahmen, dass wir kriminelle Aktivitäten egal vor welchem gesellschaftlichen Hintergrund nicht dulden«, erklärte der geschäftsführende Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU).

Der Verein behaupte, Jugendliche »von der Straße holen« zu wollen. Tatsächlich falle der Klub durch gewalttätige Gebiets- und Machtkämpfe auf. Es sei mehrfach zu schweren Körperverletzungs- und versuchten Tötungsdelikten gekommen. Die Durchsuchungen sollten der Aufklärung von Vereinsstrukturen und Aktivitäten dienen. Um die Durchsetzung eines Vereinsverbots gehe es nicht.

Der Schwerpunkt der Razzia lag in Nordrhein-Westfalen, wo die Gruppe die Mehrheit der Mitglieder hat. Dort durchsuchten 800 Polizisten über 40 Wohnungen und Geschäftsräume in 20 Städten. Dabei wurden Kutten, Datenträger, Schriftstücke, Waffen und Drogen sichergestellt. Einsätze gab es unter anderem in Duisburg, Köln und Wuppertal. »Wir beobachten die Szene sehr genau und lassen uns von diesen Organisationen nicht blenden«, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU).

In Baden-Württemberg wurden acht Objekte durchsucht. »Wir begegnen allen kriminellen Rockern und rockerähnlichen Gruppierungen mit einer Null-Toleranz-Strategie«, betonte Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU). In Hessen waren zehn Objekte im Visier.

In NRW war es vor einem Monat bei einem Einsatz gegen die Gruppierung zu einem tödlichen Zwischenfall gekommen. Der 43-jährige frühere »Präsident« der »Osmanen Germania« in Wuppertal war von einem SEK-Beamten erschossen worden. Gegen den Polizisten wird ermittelt.

Vom 26. März an müssen sich in Stuttgart acht mutmaßliche »Osmanen« - darunter drei aus der weltweit höchsten Führungsebene - vor Gericht verantworten. Ihnen wird u. a. versuchter Mord, versuchter Totschlag, räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung, Zwangsprostitution und Zuhälterei vorgeworfen.

Die Rockergruppe hat nach Einschätzung des NRW-Innenministeriums Verbindungen zur türkischen Regierungspartei AKP und zum Umfeld von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Sie vertrete türkisch-nationalistische und rechtsextremistische Positionen. Reul hatte dem Landtag berichtet, die Aktivitäten der Osmanen richteten sich gegen die PKK, linksextremistische Türken und die Gülen-Bewegung - und würden von türkischen Behörden als »Terrorbekämpfung« befürwortet. dpa/nd

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