Viele starke Frauen und ein Mann

Mit Martin Fleig gewinnt endlich auch mal wieder ein männlicher deutscher Athlet eine paralympische Medaille

  • Thomas Niklaus, Pyeongchang
  • Lesedauer: 2 Min.

»Irre«, »verrückt«, rief Friedhelm Julius Beucher Andrea Eskau gerade noch euphorisch zu, da hatte Martin Fleig mit seinem Triumph auch schon den deutschen »Männerfluch« gebrochen. »Wo soll ich denn jetzt mit meinen Emotionen hin. Das ist ja unglaublich, ein Wahnsinn«, sagte der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) im dichten Schneetreiben von Pyeongchang aufgeregt und glückselig. Innerhalb einer halben Stunde hatten die Magdeburgerin Eskau und der Freiburger Fleig im Biathlon Deutschland zwei weitere goldene Momente bei den Paralympics beschert. »Wenn’s funkt, dann funkt’s. Das ist ein Traum, es geht alles auf«, sagte die 46-jährige Eskau strahlend, nachdem sie ihre Erfolgsgeschichte mit der insgesamt achten paralympischen Goldmedaille fortgesetzt hatte.

Auch Fleig schwebte nach seiner ersten Medaille im siebten Himmel. »Im Moment denke ich nur, dass ich jeden Moment aufwache, und es ist nur ein Traum. Das ist genial«, sagte der 28-Jährige. Als er auf die Anzeigetafel geschaut habe, »dachte ich zunächst, dass ich im falschen Film bin«. War er nicht. So ganz nebenbei rettete er auch noch die deutsche Männerehre. Die hatten zuletzt vor exakt 2918 Tagen oder mehr als acht Jahren in Vancouver durch Gerd Schönfelder Paralympics-Edelmetall im Winter geholt. Danach wurden 29 Medaillen von Frauen errungen. Daher sei sein Sieg »umso schöner«, betonte Fleig, »aber wir haben eben einfach starke Frauen im Team«.

Allen voran Eskau, die zum zweiten Mal in Südkorea triumphierte. Die »alte Frau«, wie sie sich selbst gerne bezeichnet, siegte in der sitzenden Klasse über 12,5 Kilometer nach fehlerloser Vorstellung mit 18,8 Sekunden Vorsprung vor der US-Amerikanerin Oksana Masters. Fleig war über 15 Kilometer in der sitzenden Klasse nicht zu schlagen: 45,5 Sekunden vor dem Amerikaner Daniel Cnossen kam er jubelnd ins Ziel. Auch die junge Clara Klug aus München trug ihren Teil zu einem erfolgreichen deutschen Freitag bei. Die 23-Jährige holte wie schon über 10 Kilometer Bronze. Für das deutsche Team stehen damit bislang 15 Medaillen in der Bilanz, schon jetzt genauso viele wie 2014 in Sotschi. SID/nd

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