Letzte Ausfahrt zum Meisterpokal

Eisbären-Kapitän Rankel nach zweiter Niederlage: »Noch ist nichts verloren«

  • Manfred Hönel
  • Lesedauer: 4 Min.

Wenn die Berliner Eisbären am heutigen Freitag das vierte Playoff-Finale gegen RB München nicht gewinnen, dann dürfte der Titel für die deutsche Eishockeymeisterschaft in dieser Saison für die Berliner in weite Ferne gerückt sein. Zuletzt kassierten die Eisbären am Mittwoch eine deutliche 1:4-Niederlage an der Isar und stehen nun mit 1:2 Spielen für München mit dem Rücken zur Wand. Zum ersten Mal in der Playoff-Serie geriet der DEL-Rekordmeister ins Hintertreffen. Allerdings versprach der Berliner Center James Sheppard: »Wir kommen am Freitag in Berlin mit unserem Spiel wieder zurück.« Eisbären-Trainer Uwe Krupp mahnt zudem: »Ruhe bewahren. Noch ist nichts verloren.« Kapitän André Rankel wiederum: »Wir wissen, was zu tun ist.«

Der EHC-Kapitän verlor am Mittwoch in München zum zweiten Mal den Eisbären-Playoff-Rekord von neun Toren aus dem Jahre 2011. Erst zog Louis-Marc Aubry vor einer Woche in München gleich und am Mittwoch zog Nick Petersen durch den einzigen Eisbärentreffer mit zehn Play-Off-Toren in der laufenden Serie sogar an Rankel vorbei. Zudem ist Ex-Eisbär Julian Talbot den Rekord von 19 Scorerpunkten (2013) los, da Petersen nicht nur zehn Tore geschossen, sondern auch zehn Vorlagen gegeben hat.

Dass man sich dafür nichts kaufen, das weiß auch EHC-Verteidiger Jonas Müller: »Wir haben in München zu viele Strafen gefangen. Die Münchner spielen ein gutes Powerplay und haben ihr Überzahlspiel mit drei Toren clever genutzt. Wir müssen am Freitag anders spielen.«

18 Strafminuten, bei lediglich acht auf Münchener Seite, sind einfach zu viel. Es handelte sich zwar ausschließlich um kurze Zwei-Minuten-Kühlbox-Aufenthalte, die wegen Halten, Haken oder Beinstelle verordnet wurden. Die Strafen signalisieren allerdings, dass die Berliner schneller sein und beim Zweikampf die Muskeln spielen lassen müssen. Das sieht auch Jonas Müller so: »Wir haben die meisten Zweikämpfe verloren. Wenn man sich in den Zweikämpfen nicht durchsetzt, kann man am Ende auch das Spiel nicht gewinnen.« Aber das soll heute anders werden. Der blonde Jonas Müller ist so etwas wie der Sonnyboy der Eisbären. Er ist nach Berlins Eishockey-Legende Sven Felski, einer der mit fünf Jahren die ersten Kurven im ehrwürdigen Wellblech-Palast drehte, durch alle Nachwuchsteams der Eisbären fegte und nun zum ersten Mal um den Titel spielen darf. Mit seinen 22 Jahren wirbelte Müller schon bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang mit, schoss sogar die kurze 3:2-Führung gegen die Russen heraus und könnte eigentlich gelassen bleiben, wenn für die Eisbären auch in der deutschen Meisterschaft nur der Silberglanz bleibt. Schließlich gilt die olympische Silbermedaille als der größte Erfolg in 98 Jahren olympischer Eishockey-Geschichte. Doch auf dem Ohr hört der Urberliner schlecht: »So lange es noch eine Chance gibt, den Titel zu holen werden wir kämpfen. Das haben wir uns sofort nach der Niederlage in München geschworen.«

Eisbären-Verteidiger Jens Baxmann läuft heute zu seinem 35-Playoff-Finalspiel zwischen den Banden in der Arena am Ostbahnhof auf. Das ist DEL-Rekord. Keiner der Eishockey-Cracks schwang in der 23-Jährigen DEL-Geschichte bei einem Meisterschaftsfinale öfter den Schläger. »Das hört sich schön an und freut mich auch. Das Glück ist aber erst komplett, wenn wir den Meisterpokal schwenken dürfen«, so »Baxi«. Allerdings gewann »Mr. Zuverlässig« nicht nur sieben Meistertitel mit den Eisbären, er stieg auch zu einem Puck-Denkmal mit Promi-Charakter im Ostharz auf. Im Januar wurde in Schierke nach 108 Jahren Eishockey im Ostharz die erste Eishalle eröffnet. »Ohne Jens Baxmann wäre die Halle nie gebaut worden. Sein Vorbild wirkt«, sagt Bernd Riemenschneider, Eishockeyverantwortlicher in Schierke. In jenem Harzort am Fuße des Brocken begann Baxmann mit dem Puckspiel, ehe er im Jahr 2001 mit 16 Jahren zu den Eisbären stieß. »Ich habe die Verbindung immer gehalten«, sagt der Verteidiger. In Wernigerode wurde er deshalb zum Ehrenbürger ernannt. Der 33-Jährige spendete auch immer wieder Ausrüstungen für die Schierker Schüler. Nun steht dort eine Eishalle. Baxmanns Beispiel beweist: Eishockey kann mehr sein als Tore.

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