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Nürnberg feiert den Rekordaufstieg

Zum achten Mal geht’s für den Club in die erste Liga – als Ergebnis erstaunlich effizienter und ruhiger Arbeit

Kurz vor Mitternacht verabschiedeten sich die Nürnberger Spieler vom Rest der 10 000 Fans, die zusammen mit ihnen am Valznerweiher den Aufstieg in die Bundesliga gefeiert hatten. Nach Hause gingen aber nur die meisten Anhänger, die Mannschaft feierte in der Innenstadt weiter. Sechseinhalb Stunden zuvor hatten 9000 mitgereiste Club-Fans bereits das Sandhäuser Hardtwaldstadion in eine wilde Partyzone verwandelt. Als mit dem Schlusspfiff der achte Aufstieg in die Bundesliga feststand, stürmten Tausende Fans den Rasen und feierten mit den Spielern den 2:0-Sieg.

Dabei blieb es friedlich. Szenen, wie im Jahr zuvor, als Hannover-Fans am Hardtwald den Aufstieg ihres Vereins gefeiert und einen Sachschaden von 300 000 Euro verursacht hatten, wiederholten sich nicht. Die Heidelberger Polizei war dann auch ebenso zufrieden wie die Gastgeber vom SV Sandhausen, die am letzten Spieltag nur noch ganz theoretisch auf den Relegationsplatz abrutschen könnten.

Im Spiel hatte sich der Club im pittoresk zwischen Wäldern und Spargelfeldern gelegenen Hardtwaldstadion keine Blöße gegeben und nach vorsichtigem Beginn die Tore durch Hanno Behrens (38.) und Tim Leibold (76.) erzielt. Da Kiel einen Punkt in Düsseldorf holte, reichte das sogar zum Sprung auf Platz eins. »Vor fünf, sechs Spielen hätte ich noch nicht sagen können, dass wir das sicher schaffen«, sagte Verteidiger Georg Margreitter. »Das war ein perfektes Auswärtsspiel, auch wenn ich erst nach dem Schlusspfiff realisiert habe, dass wir tatsächlich aufgestiegen sind.«

Und das verdientermaßen, wie es in der Liga allerorten heißt. Fortuna Düsseldorf, Nürnberg und Holstein Kiel waren schlicht die besten Mannschaften in dieser Saison. Club-Trainer Michael Köllner ist es zudem gelungen, ein Team zu formen, das auch fußballerisch zu gefallen weiß und ein aktives Kurzpassspiel bevorzugt. Zwar verlief auch diese weitgehend störungsfreie Saison nicht ohne Rückschläge. Doch der Club konnte die kleinen Schwächephasen - zu Saisonbeginn sowie zwischen dem 24. und dem 28. Spieltag - ebenso auffangen wie die Negativstimmung nach dem verlorenen Heimspiel gegen Greuther Fürth Anfang März. Zudem gelang es ihm, den monatelangen verletzungsbedingten Ausfall des besten Torschützen Mikael Ishak (zwölf Saisontreffer) zu kompensieren.

Trainer Köllner, Geschäftsführer Michael Meeske, Sportdirektor Andreas Bornemann und Aufsichtsratschef Thomas Grethlein arbeiteten geräuschlos und effizient zusammen. So viel Harmonie gab es beim Club in der Vergangenheit nur selten. Bornemann, der nach seiner Amtsübernahme im Herbst 2015 die Mannschaft gekonnt umgestaltete und zeitgleich die enorm hohen Kaderkosten senkte, lobte dann auch nach dem Schlusspfiff seinen Trainer. Köllner sei ein »absolut besessener Fußballer, der einer Mannschaft in kurzer Zeit eine Spielidee vermitteln kann.« Das zeige, dass »Inhalt manchmal doch wichtiger ist als die Verpackung.«

Tatsächlich hatte es anfangs auch Kritik an dem zurückhaltenden Bornemann gegeben. Der langjährige Leiter des Nachwuchsbereiches und spätere Manager beim SC Freiburg ist eher ein Freund des nachhaltigen Arbeitens als ein Phrasendrescher. Mit dem wuchtigen Umfeld des in Franken tief verwurzelten 1. FC Nürnberg fremdelte »Borne« allerdings anfangs durchaus. Es schien, als habe er erst nach einigen Monaten verinnerlicht, dass die riesige Fanbasis des neunfachen Deutschen Meisters vor allem eine Chance ist. Die Club-Fans, denen man oft einen Hang zum Pessimismus nachsagt, zeigten sich dann auch in den vergangenen zwei Jahren sehr geduldig mit einer Mannschaft, die erkennbar auf dem richtigen Weg war. Nach Niederlagen - es sei denn gegen Greuther Fürth - wurde nicht gepfiffen, auswärts fuhren selten weniger als 2000 Menschen mit, um ihr Team zu unterstützen.

In die erste Liga will Bornemann nun die »hohe taktische Flexibilität und Geschlossenheit dieser Mannschaft mitnehmen«. Nach wie vor plagen den Club allerdings Verbindlichkeiten in Höhe von mehr als 20 Millionen Euro. Da tut es gut, dass das Fernsehgeld in der ersten Liga von 13 auf 30 Millionen Euro steigen wird. »Trotzdem werden wir uns gehörig strecken müssen«, so Bornemann.

Am kommenden Sonntag kommt es nun zum Duell der beiden Aufsteiger gegen Fortuna Düsseldorf. Im seit Wochen ausverkauften Max-Morlock-Stadion soll dann Teil zwei der großen Feierlichkeiten starten. Denn nach den Big Points in Sandhausen will der Club sich nun auch die Zweitligameisterschaft sichern. Verteidiger Margreitter kündigte dann auch schon in Sandhausen ein baldiges Ende der Aufstiegsparty an: »Ich will nicht die Spaßbremse sein, aber wir wollen die Saison anständig zu Ende spielen.«

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