Die neuen Neulehrer

Andreas Fritsche schreibt trotz Neulehrern Blume ohne »h«

Seiteneinsteiger im Lehrerberuf, das hat es in Brandenburg zuletzt direkt nach dem Zweiten Weltkrieg gegeben, als Nazis eiligst durch Neulehrer ersetzt wurden, die angeblich Blume mit »h« geschrieben haben. Bei zwei dieser alt gewordenen Neulehrer, die Blume richtig schreiben konnten, hatte ich in den 1980er Jahren noch Geografie und Englisch. Aber die Regel waren damals ordentlich ausgebildete Lehrer, die nur solche Fächer unterrichteten, die sie auch studiert hatten. Als das DDR-Ressort Volksbildung erkannte, dass angesichts des Pillenknicks von Anfang der 1970er Jahre zu wenige Jugendliche Lehrer werden wollten, machte es rechtzeitig Werbung für den Beruf und lenkte anderswo abgeblitzte Bewerber in gesuchte Fächerkombinationen. Heute ist die Politik zu einer derart vorausschauenden Planwirtschaft im Bildungswesen augenscheinlich nicht mehr in der Lage.

Künftige Lehrer lernen an den Universitäten bloß graue Theorie und das Unterrichten erst in der Praxis. Deshalb ist die für 2019 beabsichtigte Verkürzung des Referendariats von 18 Monaten auf zwölf ein Fehler. Das wird nur den Druck erhöhen und die Abbrecherquote nach oben treiben, was den Mangel an qualifizierten Lehrern verschärft. Lieber sollte man notfalls das Theoriestudium etwas beschneiden. Zu ersetzen ist das Studium allerdings nicht. Zu den unverzichtbaren Dingen, die im Fach Grundschulpädagogik vermittelt werden, gehören Methoden, ABC-Schützen das Lesen beizubringen. Dieses Wissen fehlt Seiteneinsteigern.

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