Raus aus Afrin!

Nelli Tügel über den jüngsten Bericht von Amnesty International

  • Nelli Tügel
  • Lesedauer: 2 Min.

Sie plündern und foltern, entführen Zivilisten, besetzen Schulen. Die Rede ist von islamistischen Milizen, die unter Führung und Aufsicht der türkischen Armee im März dieses Jahres nach mehrwöchigem Angriffskrieg das nordsyrische Afrin besetzt, die linken, vor allem kurdischen Milizen YPG und YPJ vertrieben und die Selbstverwaltungsstrukturen zerschlagen haben. Mehr als Hunderttausend Menschen sind geflohen; wer zurückkehrt, findet nicht selten seine Wohnung oder sein Ladengeschäft beschlagnahmt.

All dies ist hinlänglich bekannt durch zahlreiche Berichte von Betroffenen. Nun hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International die Vorwürfe gegen das NATO-Mitglied Türkei bestätigt. Und wie es manchmal so ist, erhält durch die Bekanntmachung einer westlichen NGO eine bis dahin nicht dagewesene Aufmerksamkeit, was viele zuvor schon beklagten. Und nun? Dass deutsche Leopardpanzer dabei waren, als die Besatzer in Afrin einmarschierten, und dass gerade erst - weitere - Milliarden im Rahmen des EU-Türkei-Deals an Ankara überwiesen wurden, verweist auf die Mitverantwortung der deutschen Regierung und Europas an den von AI dokumentierten Verbrechen in Afrin. Aber es reicht nicht, dies immer wieder zu skandalisieren, oder - wie AI es tut - von der Türkei zu fordern, als Besatzer »verantwortungsvoll« zu handeln. Die türkische Regierung hat oft genug bewiesen, dass solcherlei Appelle ihr völlig egal sind. Der Bericht von AI lässt nur einen Schluss zu: Die türkische Armee und ihre Verbündeten müssen raus aus Afrin.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal