Auf dem Weg zum Bergbau im All

Luxemburg startet eine Weltraumagentur. Ein Gesetz zur Nutzung gibt es schon. Von Birgit Reichert

  • Lesedauer: 3 Min.

Für das Großherzogtum Luxemburg ist das Weltall viel mehr als Sonne, Mond und Sterne. Aus der Sicht des zweitkleinsten EU-Landes ist der Weltraum vor allem eines: ein riesiges Geschäftsfeld. Mit der Gründung einer luxemburgischen Weltraumagentur (LSA) macht die Regierung einen weiteren Schritt zur kommerziellen Nutzung des Weltraums. Es geht um das »Auftanken« von Satelliten und Raketen, um Ersatzteil-Herstellung mit 3D-Druckern und um den Abbau von Wasser, seltenen Erden und anderen Rohstoffen auf Asteroiden.

»Ich denke nicht, dass das Science-Fiction ist«, sagte der luxemburgische Wirtschaftsminister Etienne Schneider anlässlich des Startschusses der nationalen Weltraumagentur am Mittwoch. Seit Anfang 2016 greift Luxemburg nach den Sternen im All, wo nach Ansicht von Experten Rohstoffe im Milliardenwert schlummern. Eine Menge ist bereits passiert.

Ganz zentral: Luxemburg hat als einziges EU-Land einen Rechtsrahmen für All-Aktivitäten geschaffen. Das Gesetz vom Sommer 2017 garantiert Unternehmen den Anspruch auf im Weltraum gewonnene Ressourcen. Wie beim Fischen im Ozean - da gehören dem Fischer auch die Fische und nicht der Ozean. »Unser Rechtsrahmen geht auch nicht davon aus, dass ein Asteroid oder ein Planet der Firma X gehört.«

Die Initiative »Space Resources« hatte die Luxemburger Regierung mit zunächst 200 Millionen Euro angestoßen. Es gibt einen mit 100 Millionen Euro dotierten Fonds, der in einer Partnerschaft von Staat und Firmen besonders interessante Projekte fördert.

Mit dem Gesetz haben sich rund 20 Unternehmen der Weltraumbranche auch mit Europa-Zentralen im Großherzogtum angesiedelt, wie der Minister sagte. Zudem gebe es noch etwa 150 Firmen, Start-ups und Institute, die an Kooperationen in Luxemburg interessiert seien. Mit der neuen Agentur, die eng mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA zusammenarbeiten wird, ergäben sich auch für Unternehmen aus Drittländern, beispielsweise den USA, Möglichkeiten zur Teilnahme an ESA-Projekten.

Luxemburg will auch von der Weltraumexpertise des heimischen Satellitenbetreibers SES profitieren, der mit rund 60 Satelliten und einem Umsatz von zwei Milliarden Euro Weltmarktführer ist. SES war 1985 mit staatlicher Förderung gegründet worden.

Die Weltraum-Initiative der Luxemburger sei ein »schlauer Schachzug« und »ein wichtiger Schritt«, sagte ESA-Generaldirektor Jan Wörner. Die Idee einer Zusammenarbeit zwischen der luxemburgischen Agentur und der ESA könne auch für Europa »ein sehr guter Weg sein«. Allerdings dämpfte Wörner beim Bergbau zu große Erwartungen an schnelle Erfolge. Auch Schneider meinte, dass es »noch eine Reihe von Jahren« dauere, bis man Mineralien auf Asteroiden abbauen werde.

»Es ist ein Geschäftsfeld, das Luxemburg von Anfang an beackern will«, sagt Schneider. »Wir sind klein, aber wir sind innovativ und wir sind sehr wendig.« Während die großen Nachbarn Deutschland und Frankreich »Zeit verplempern«, nutze Luxemburg die Gelegenheit, »Fakten zu schaffen«. dpa/nd

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