Heimatverliebt und Ausländerhass

Studie: Negative Einstellungen der Thüringer gegenüber Migranten weiter angestiegen

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Erfurt. Die negativen Einstellungen der Thüringer gegenüber Migranten sind weiter angestiegen. Bei der Erstellung des aktuellen Thüringen-Monitors hätten 58 Prozent der Befragten angeben, die Bundesrepublik sei »durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet«, berichtet die »Thüringer Allgemeine«. Das seien fünf Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr, so die Langzeitstudie der Jenaer Schiller-Universität, die in der nächsten Woche im Kabinett beraten werden soll. Selbst den Freistaat mit einer Ausländerquote von knapp fünf Prozent sehen 36 Prozent der Befragten als »überfremdet« an - ein Anstieg von zwölf Prozentpunkten gegenüber 2017.

Auch anderen rassistischen Positionen stimmten immer mehr Thüringer zu, hieß es weiter. 49 Prozent meinten, dass Ausländer nur hierher kämen, »um den Sozialstaat auszunutzen«. Dieser Wert habe im vergangenen Jahr bei 44 Prozent und 2014, also vor dem starken Anstieg der Flüchtlingszahlen, bei 36 Prozent gelegen.

Dies bedeute aber nicht automatisch, dass radikale Einstellungen in Thüringen zunehmen. Nach Auswertung des mehr als 100-teiligen Fragenkatalogs kämen die Autoren zu dem Schluss, dass 20 Prozent der Wahlberechtigten rechtsextremistische Ansichten vertreten würden. Dies entspreche in etwa dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre und liege deutlich unter den Zahlen zu Beginn der Messungen, die teils bis zu 30 Prozent reichten, hieß es in der Zeitung.

Hauptthema des Monitors war nach ihren Angaben in diesem Jahr das Thema »Heimat«. So hätten 95 Prozent der Thüringer angegeben, dass ihnen ihre Heimat »sehr wichtig« oder »eher wichtig« sei. Dieser Wert sei aus Sicht der Wissenschaftler bemerkenswert hoch. Der bundesweite Vergleichswert zur Heimatverbundenheit betrage lediglich 77 Prozent.

Für die Forscher gebe es zudem messbare Zusammenhänge zwischen der Ablehnung von Ausländern und der Heimatverbundenheit. Je wichtiger Heimat sowie die lokale, regionale und nationale Verbundenheit sei, desto häufiger werde eine skeptische bis ablehnende Haltung in der Asylfrage eingenommen, heißt es laut dem Zeitungsbericht. 68 Prozent der befragten Thüringer hätten der Aussage zugestimmt, dass »wieder mehr für die Mehrheit der Leute in unserem Land getan werden muss«.

Der Thüringen-Monitor wurde nach dem Brandanschlag auf die Erfurter Synagoge im Jahr 2000 initiiert. Die Langzeitstudie zur Entwicklung der politischen Kultur wird im Auftrag der Staatskanzlei realisiert. Dazu werden in der Regel im Frühsommer etwa 1.000 repräsentativ ausgewählte wahlberechtigte Thüringer telefonisch befragt. epd/nd

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