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Staatsverbrechen

Wolfgang Hübner über den Fall des saudischen Journalisten Khashoggi

Mit jedem Detail über die Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi wird deutlicher: Es handelt sich um eines der widerwärtigsten Staatsverbrechen seit langem. Khashoggi wurde in eine Falle gelockt, in einem saudischen Konsulat in der Türkei vorsätzlich getötet, seine Leiche wurde in einem exakt geplanten Schnellverfahren beseitigt. Keine noch so winzige Spur von dem Kritiker sollte bleiben. Ein Mensch, aufgelöst in Nichts.

Gemessen an diesem Horror sind die internationalen Reaktionen nach wie vor erschreckend zahm. Wirtschaftsbosse fuhren trotzdem zum Investorentreffen nach Riad, andere sagten nur schweren Herzens ab. Politiker halten Protest auf Sparflamme, weil man Riad ja dringend im Kampf gegen den ungeliebten Iran benötigt. Der Einzige, der sich deutlicher äußert - der türkische Präsident Erdogan -, spielt sich als Wahrer von Recht und Ordnung auf und sammelt Munition im Kampf um die Vorherrschaft in der Großregion Naher Osten. Wenn in der Türkei die Presse drangsaliert wird, dann bitte nach seinen Regeln.

Der Fall Khashoggi steht in einer saudischen Tradition. Erinnert sich jemand an den Blogger Raif Badawi, der seit sechs Jahren Haft sitzt und zu 1000 Peitschenhieben verurteilt wurde? Setzt sich jemand laut für die Menschenrechtlerin Israa Al-Ghomgham ein, der die Enthauptung droht?

Jeder weiß, dass ohne Kronprinz Salman in Riad nichts läuft, auch kein Staatsverbrechen. Und dennoch wird sein Regime mit Samthandschuhen angefasst. Es ist eine Schande!

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