AfD-Jugend vor der Spaltung?

Parteivorstand berät über Zukunft der »Jungen Alternative«

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Eigentlich hatte die »Junge Alternative« (JA) bisher wenig Grund zur Klage. Viele Mitglieder des Jugendverbandes machen Karriere in der AfD, allein über 30 Nachwuchsfunktionäre arbeiten für verschiedene Bundestagsabgeordnete oder sind sogar selbst vergangenes Jahr ins Hohe Haus gewählt worden. Einer von denjenigen, die es in kurzer Zeit weit gebracht haben, ist der frühere JA-Chef Markus Frohnmaier. Der 27-Jährige sitzt seit Herbst 2017 im Bundestag. Doch dem Jugendverband begegnet Frohnmaier zunehmend mit Skepsis. Die »Marke JA« sei verbrannt, erklärte der Parlamentarier aus Baden-Württemberg am Mittwoch gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Der Grund: Durch zunehmende Radikalisierung und Kontakte zu Rechtsextremen und anderen völkischen Gruppierungen, wie etwa den Identitären, gerät die JA mehr und mehr ins Visier des Verfassungsschutzes. Auch der AfD-Bundesvorstand sieht Handlungsbedarf. Auf seiner Sitzung am kommenden Montag soll der Parteinachwuchs Thema werden. AfD-Vize Georg Pazderski erklärte vorab schon einmal die denkbaren Optionen: »Es gibt die Möglichkeit, die JA oder einzelne Landesverbände von der AfD abzulösen.«

Solch einem Befreiungsschlag hat der Verband längst selbst versucht. Anfang November beschloss ein JA-Bundeskongress, den Landesverband Niedersachsen aufzulösen, weil dieser seit September vom Verfassungsschutz überwacht wird. Die ebenfalls vom Geheimdienst beobachtete Bremer Gliederung wurde dagegen nicht rausgeworfen, weil nach Überzeugung der Delegierten die Vorwürfe nicht so schwerwiegend seien. Stattdessen soll eine Kommission Vorschläge zum weiteren Vorgehen erarbeiten.

Ob diese noch zum Tragen kommen? Unklar. Nachdem letzte Woche bekannt wurde, dass auch der Verfassungsschutz die JA in Baden-Württemberg seit Monatsbeginn überwacht, scheint endgültig Panik ausgebrochen zu sein. Gegenüber dem Onlinemagazin »Vice« verriet am Mittwoch das JA-Bundesvorstandsmitglied Alexander Leschik, er und die beiden Mitglieder Nicolai Boudaghi und Alischa Marczinczik aus Nordrhein-Westfalen planten, nicht nur aus dem Gremium zurücktreten, sondern zudem den Austritt der JA-NRW aus dem Bundesverband beantragen zu wollen. Für die etwa 1800 Mitglieder zählende Organisation wäre das ein schwerer Schlag, könnte sie dadurch doch ein Viertel ihrer Unterstützer verlieren. Die angekündigten Rücktritte würden zudem dem ursprünglich mit dreizehn Mitgliedern gewählte JA-Vorstand weiter schrumpfen lassen. Schon jetzt gehören dem Gremium nur noch neun Personen an.

Hart fällt auch das Urteil von JA-Bundesvize Boudaghi aus. Die »rechtsradikalen Umtriebe« in der JA hätten »ein Maß erreicht, das der AfD schadet«. »Und wenn die JA der AfD schadet, dann muss sie weg.« Boudaghi war es auch, der bereits im Juni gegenüber dem Parteivorstand die Zustände in der JA beklagte und Konsequenzen forderte.

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