Amnesty wirft IS Taktik der »verbrannten Erde« vor

Viele Bauern können wegen Zerstörungen in den ehemaligen Kriegsgebieten noch immer nicht zurückkehren

  • Lesedauer: 2 Min.

Bagdad. Amnesty International hat der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) vorgeworfen, mit der »gezielten und sinnlosen Zerstörung« landwirtschaftlicher Flächen im Nordirak eine Taktik der »verbrannten Erde« verfolgt und damit ein Kriegsverbrechen begangen zu haben. Besonders die Verheerungen in den Siedlungsgebieten der Jesiden in den Sindschar-Bergen hinderten die Bauern auch ein Jahr nach dem Sieg über die IS-Miliz an der Rückkehr, schrieb die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag.

Für den Bericht, der drei Tage nach Verleihung des Friedensnobelpreises an die jesidische Aktivistin Nadia Murad veröffentlicht wurde, interviewte Amnesty dutzende Bauern in der Sindschar-Region. »Sie nahmen, was sie wollten, und was sie nicht tragen konnten, zerstörten sie«, erklärte der junge Bauer Dachil, der vor der Eroberung der Region im Sommer 2014 mit seinem Vater Getreide anbaute und Schafe und Hühner aufzog.

Als sie nach dem Sieg über die Extremisten vergangenes Jahr auf ihr Land zurückkehrten, waren ihre Tiere und ihre Geräte gestohlen und der Brunnen verstopft. »Wir sind auf totes Land zurückgekehrt. Es ist, als ob wir es nie bewirtschaftet hätten«, sagte Dachil. Wie ihm geht es vielen Bauern, deren Äcker, Haine und Ställe verwüstet wurden, während die lebenswichtigen Brunnen, Kanäle und anderen Bewässerungssysteme zerstört wurden.

Auch der Bauer Hadi fand bei seiner Rückkehr seinen Brunnen mit Schutt befüllt und seine Oliven- und Granatapfelbäume abgehackt. »Sie wollten uns damit die Botschaft senden: Ihr habt nichts, wohin ihr zurückkehren könnt. Wenn ihr überlebt, denkt nicht einmal daran zurückzukehren«, so Hadi. Laut Amnesty liegt die Agrarproduktion in Irak wegen der Zerstörungen durch den Konflikt mit der IS-Miliz heute 40 Prozent unter dem Niveau von 2014.

Amnesty forderte von Bagdad dringend Maßnahmen, um die ländlichen Gebiete wiederaufzubauen. Von den einst 550.000 Angehörigen der religiösen Minderheit der Jesiden sind 100.000 ins Ausland geflohen, hunderttausende weitere leben heute in den Kurdengebieten. Während der IS-Besatzung waren tausende jesidische Männer ermordet, die Jungen als Kämpfer rekrutiert und die Frauen versklavt und missbraucht worden. AFP/nd

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