Knackpunkt Bodenpreise

Nicolas Šustr glaubt nicht an den Markt bei Immobilien

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Immobilienwirtschaft schmeckt die Regulierungslaune von Rot-Rot-Grün im Sinne einer sozialen Stadtentwicklung überhaupt nicht. Denn sie geht an die Rendite. Doch das eigentliche Problem sind die rasant steigenden Bodenpreise sowie die auf den Boom nicht eingestellte Bauwirtschaft.

Quadratmetermieten von zehn Euro nettokalt ließen sich daher von Privat nur realisieren bei einer Rendite von vielleicht einem Prozent, sagt Jürgen Leibfried, Vorstand des Projektentwicklers Bauwert. Eine Miete, die für über die Hälfte der Berliner Bevölkerung schon zu hoch ist. Er fordert Subventionen für sein Geschäftsmodell. Ein Verzicht auf die Mehrwertsteuer würde die Kosten um 500 Euro pro gebautem Quadratmeter senken, sagt er. Eine Sonderabschreibungsregelung für Immobilieninvestitionen könnte die kalkulatorischen Kosten weiter senken.

Die gab es nach der Wende. Milliarden Mark an Steuergeldern wanderten damals in die Taschen ohnehin wohlhabender Menschen. Auch Prominente wie Thomas Gottschalk, Günther Jauch oder Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher waren damals laut Medienberichten dabei. Danach fiel die Bauwirtschaft in ein tiefes Loch. Dieses Trauma sorgt bis heute dafür, dass Baufirmen sehr zögerlich beim Wiederaufbau dringend benötigter Kapazitäten sind. Und die entstandenen Wohnungen werden meist zu den inzwischen exorbitanten Marktmieten angeboten.

Die Erfahrungen der Vergangenheit lehren, dass nur über den deutlichen Ausbau eines gemeinwohlorientierten Immobiliensektors diese Verwerfungen gemildert werden können. Wie es in Wien seit bald einem Jahrhundert praktiziert wird. Um nicht jedes Mal wieder Milliarden an Steuergeldern zu privatisieren, die wenig nachhaltige Lösungen finanzieren.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal