Habeck: »Wir müssen letztlich mit dem Wolf klarkommen«

Bundesumweltministerin Schulze will Abschuss erleichtern / Grüne und Umweltschutzverbände kritisieren Pläne

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) will per Gesetzesänderung den Abschuss von Wölfen erleichtern. »Wenn Wölfe mehrfach Schutzzäune überwinden oder Menschen zu nahe kommen, muss man sie auch abschießen dürfen«, sagte Schulze der »Bild am Sonntag«. Das wolle sie mit einer »Lex Wolf« klarstellen. Die Grünen reagierten empört.

Konkret soll ein Wolf künftig bereits geschossen werden dürfen, wenn er »ernste landwirtschaftliche Schäden« verursacht, wie die »BamS« berichtete. »Damit schaffe ich für die Schafshalter Rechtsklarheit und mache deutlich, dass auch Hobbyschäfer entschädigt werden können«, sagte Schulze.

Die »Lex Wolf« sehe außerdem ein Fütterungsverbot für Wölfe vor. So würden die Wölfe in die Nähe von Wohngebieten gelockt, »und da gehören sie nicht hin.« Schulze will die Klarstellung im Gesetz so schnell wie möglich umsetzen. »Es fehlt nur noch die Zustimmung der CDU«, sagte die SPD-Politikerin.

Wölfe sind strengstens geschützt und dürfen nur ausnahmsweise mit behördlicher Erlaubnis gejagt werden. Dabei gelten strikte Regeln und Voraussetzungen. Die hierzulande ehemals ausgerotteten Wölfe breiten sich seit Jahren wieder aus. Das sorgt für Konflikte, vor allem mit Haltern von Weidetieren. Auch in der Politik wird seit einiger Zeit darüber gestritten, wie mit der wachsenden Zahl von Wölfen umgegangen werden soll.

Die Grünen wandten sich gegen den Vorschlag der Umweltministerin. Die Pläne seien »eine Breitseite gegen den Naturschutz, denn damit trifft Frau Schulze nicht nur den Wolf, sondern auch andere geschützte Arten«, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion, Steffi Lemke, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Der »Lex Wolf« werde die Forderung nach einer »Lex Biber« und einer »Lex Fischotter« folgen. Lemke kritisierte, dass Union und SPD die für das finanzielle Überleben der Schafhaltung in Deutschland notwendige Weidetierpämie »bis heute« verhinderten. An der Existenzkrise der Schafhaltung werde sich deshalb auch durch Schulzes Plan nichts ändern.

Habeck sprich von Symbolpolitik

Grünen-Chef Robert Habeck erklärte, die Pläne zum vereinfachten Abschuss von Wölfen bringen kaum etwas. »Wir sind eigentlich schon viel weiter«, sagte Habeck am Montag in Berlin. Bund und Länder seien sich bereits einig, dass Wölfe geschossen werden dürften, die sich nicht artgerecht verhalten und zweimal einen Herdenzaun überwunden haben. Mit Schulzes Vorschlag, das Naturschutzgesetz zu ändern, werde ein Symbol aufgebaut »das in Wahrheit gar nichts ändert und den Konflikt überhaupt nicht befriedet«, sagte Habeck.

Habeck sagte, die Rückkehr des Wolfs nach Deutschland und seine Ausbreitung habe einen großen gesellschaftlichen Konflikt ausgelöst. Befrieden lasse er sich etwa, indem Schäfer geschult und unterstützt würden. »Wir müssen letztlich mit dem Wolf klarkommen«, sagte Habeck. Das bedeute, sich umzustellen, und das sei anstrengend. Lob gab es vom Grünen-Chef für Schulzes Plan, das Füttern von Wölfen zu verbieten.

Die Umweltorganisation WWF forderte einen »konsequenten und flächendeckenden Herdenschutz«. Dies sei die beste Maßnahme, um Konflikten vorzubeugen. Die Umweltschützer hoben hervor, dass es beim Vorstoß Schulzes nicht um eine grundsätzliche Bejagung, sondern um einzelne Wölfe gehe, »die wiederholt problematisches Verhalten zeigen«. Auch der WWF sprach sich für eine »substanzielle« Unterstützung der extensiven Weidetierhaltung in Deutschland aus - »vom Wanderschäfer bis zum Bio-Rinderhalter«. Agenturen/nd

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