5G-Jubel und düstere Prognosen

Ab 2020 in Hannover: Neue Fachmesse zum neuem Mobilfunk

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Cebit ist tot - es lebe die »5G CMM Expo«. Das könnte die in Hannover beheimatetet Deutsche Messe AG nun wohl ausrufen. Hat sie doch nach dem Begraben der 2018 an Besucherschwund eingegangenen Computermesse eine neue Hightech-Schau aus der Taufe gehoben. Die ersten beiden Zeichen ihres Namens signalisieren: Hier geht es ganz und gar um das schnelle Mobilfunksystem 5G, und »CMM« steht für »Connected Mobile Machines«, zu Deutsch: »untereinander verbundene Maschinen«.

Während die Cebit an ein breites Publikum gerichtet war, das aber auch durch die Präsentation der Computermesse im vergangenen Jahr als »Event« nicht mehr in Scharen angelockt werden konnte, zielt die CMM Expo auf Fachleute. Auf Verantwortliche unterschiedlichster Branchen, von der Autoindustrie über die Energiewirtschaft bis zu Herstellern von Landmaschinen und Gesundheitstechnik. »Sie alle vereint, dass sie in 5G neue Chancen und Potenziale für ihre Anwendungsfelder sehen«, heißt es seitens der Messe AG.

Sie bejubelt ihr 5G-Engagement als »Quantensprung in Richtung Zukunft«, mit dem sie sich »als Schaufenster für die Welt von morgen« positionieren will. Bis zum Sommer 2020, so sieht das Konzept vor, sollen die 30 Hallen und weitere Gebäude sowie das Freigelände im Süden Hannovers mit 5G-Mobilfunk ausgerüstet werden.

Dadurch wird es nicht allein auf der neuen Messe, sondern auch während weiterer Veranstaltungen auf dem 100 Hektar großen Areal möglich sein, den Einsatz von 5G zu demonstrieren: »zum Beispiel Anwendungen aus Industrie, Mobilität, Logistik oder Gesundheit«, wie die Planer vorausschauen. Ein »5G-Gelände mit Vorbildfunktion« werde entstehen, freut sich der niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU), der zugleich Aufsichtsratschef der Messe AG ist.

Schon auf der fünf Tage dauernden Industriemesse in Hannover, die am Freitag zu Ende ging, war 5G eines der großen Themen, ebenso die »Künstliche Intelligenz«. Beides Komplexe, die bei vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Ängste wecken. Ängste beispielsweise vor der »leeren Halle«, vor der Fabrik, in der die Beschäftigten in immer größerem Umfang durch Roboter ersetzt werden.

Zu diesem Problembereich hatte die Messe AG in der vergangenen Woche zusammen mit der Industriegewerkschaft Metall einen Tageskongress unter dem Motto »Zukunft der Arbeit« veranstaltet. Erschienen war dazu neben Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern der Philosoph und Publizist Richard David Precht. Das Bild, das er mit Blick auf die fortschreitende Digitalisierung zeichnete, war düster. Millionen Jobs gehen verloren, Millionen Menschen werden arbeitslos, so die Prognose des Gastes.

Auch Beschäftigte im IT-Bereich - ausgenommen Spezialisten - seien durchaus von Arbeitsplatzverlust bedroht, weil Roboter immer »selbstständiger« werden auch im Bereich des Programmierens. Weniger ängstlich in die Zukunft blicken müssen nach den Worten von Richard David Precht solche Arbeitnehmer, deren Beruf menschlichen Kontakt erfordert, Kindergärtnerinnen beispielsweise. Auch Handwerker und Dienstleister würden nach wie vor gebraucht.

Der enorme Arbeitsplatzverlust aufgrund des technischen Fortschritts werde auch erhebliche Probleme in puncto Renten- und Arbeitslosenversicherung mit sich bringen, warnte Precht. Sein Appell an die Politik: das bedingungslose Grundeinkommen einführen!

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