Arbeitermassengrab

Nelli Tügel über die Inbetriebnahme des neuen Istanbuler Megaflughafens

  • Nelli Tügel
  • Lesedauer: 1 Min.

»Verletzungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes und die hohen Kosten für das Leben der Arbeiter« - so lautet der Titel einer kürzlich veröffentlichten Studie des Internationalen Gewerkschaftsbundes ITUC zum Bau des neuen Istanbuler Flughafens. Am Wochenende sollte davon nicht die Rede sein. Mit großem Bohei wurde der Start des ersten Fliegers von dort inszeniert. Für die seit den Kommunalwahlen etwas angeschlagene AKP-Regierung ist der Flughafen ein wichtiges Prestigeprojekt, dessen rasche Fertigstellung mit eiserner Unerbittlichkeit durchgesetzt wurde.

Das bekamen vor allem die Arbeiter zu spüren: 52 starben offiziellen Angaben zufolge auf der Baustelle, Gewerkschaften sprechen von höheren Opferzahlen. Als im vergangenen Jahr Tausende auf der Baustelle in den Streik traten, wurde dies mit äußerster Härte beantwortet, Hunderte wurden verhaftet, 61 angeklagt. Das ist schockierend, allerdings Trend in der Türkei: Seit die AKP an der Macht ist, steigt die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle stark an, etwa 20 000 waren es seit 2002. Das Land gehört neben China und Bangladesch zu den Ländern mit der weltweit höchsten Rate an Arbeitsunfällen. Dass dies alles wiederum in der Bundesrepublik nur selten thematisiert wird, mag auch daran liegen, dass die Zahl deutscher Firmen, die sich in der Türkei »engagieren«, seit 2002 ebenfalls stark gestiegen ist.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal