Kinder brauchen Kindheit

Stefan Otto über die UNICEF-Studie zur Vorschulbildung

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, hat Alarm geschlagen. Nur etwa jedes zweite Kind besucht weltweit vor dem Schuleintritt eine Vorschule. Deutschland steht trotz einer angespannten Kita-Situation vergleichsweise gut da. Zwar gibt es einen Engpass bei Plätzen und Pädagogen, trotzdem wird aber fast jedes Kind schon vor der Einschulung betreut. Ein Baustein zur Chancengleichheit sei das, heißt es, was - ganz allgemein betrachtet - richtig sein mag. Wenn Kinder beispielsweise in ihrem Elternhaus ausschließlich Türkisch sprechen und in der Kita ihr Deutsch verbessern, dann profitieren sie davon natürlich auch in der Schule.

Aber frühkindliche Bildung, die UNICEF recht pauschal eingefordert, bedarf eines genaueren Blicks: Ob der Besuch einer Vorschule den Kindern wirklich etwas bringt, hängt maßgeblich von der Qualität der pädagogischen Betreuung ab. In der politischen Diskussion wird gerne von frühkindlicher Bildung gesprochen. Damit wird der Fokus aufs Lernen gelegt. Das ist fatal. Ein Kind muss sich in der Einrichtung vor allem wohlfühlen, es muss Bindungen mit anderen Kindern und den Erzieherinnen eingehen können und dort einen Raum vorfinden, an dem es sich entfalten kann. Drei-, Vier- oder Fünfjährige brauchen vor allem eines: eine Kindheit, um sich entwickeln zu können - aber gewiss keinen Leistungsdruck.

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