Arbeiterfürst

VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 2 Min.

Ohne Kratzer am Image eines der mächtigsten Arbeitnehmervertreter Deutschlands hat VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh mehrere Vorstandvorsitzende der weltweit 650 000 Menschen beschäftigenden Autoschmiede »überlebt«. Auch mit dem derzeitigen Mann an der Konzernspitze, Herbert Diess, versteht sich der 62-Jährige trefflich zu streiten - mit Erfolg. Hat das Unternehmen doch unlängst den drohenden Abbau von bis zu 7000 Stellen vor allem dank Osterlohs Zähigkeit im Verhandeln auf 4000 zurückgefahren. Derzeit aber steht ihm als Kontrahent nicht, wie vertraut, ein Topmanager gegenüber, sondern die Staatsanwaltschaft. Sie ermittelt in einer Affäre um mutmaßlich zu hohe Zahlungen an Betriebsratsmitglieder nun auch gegen deren Boss. Er soll am Zustandekommen überhöhter Bezüge mitgewirkt haben, deshalb stehe bei Osterloh eine »Beihilfe zur Untreue zugunsten Dritter« im Raum, heißt es seitens der Staatsanwaltschaft.

Beunruhigen dürfte ihn dieser Verdacht kaum. So wie er für die Belegschaft eintritt, wird er wohl auch sich selbst vertreten: kämpferisch. So kennt man den gebürtigen Braunschweiger, den eine Zeitung mal als »Arbeiterfürst« titulierte. Doch aus der Arbeiterschaft kommt der streitbare Mann, politisch in der SPD zuhause, keineswegs. Sein Berufsweg begann am Schreibtisch. Nach der Lehre zum Industriekaufmann war Osterloh in jungen Jahren zunächst beim Kamerahersteller Rollei tätig, wechselte 1977 zu VW. Dort startete er seine Betriebsratskarriere als Vertrauensmann der IG Metall, kämpfte für die Interessen seiner Kolleginnen und Kollegen auf mehreren Ebenen der Arbeitnehmervertretung, bis er 2005 als Betriebsratsvorsitzender des Gesamtkonzerns die Nachfolge des über einen Korruptionsskandal gestolperten Klaus Volkert antrat.

Schon zuvor war Osterloh dafür bekannt, stets deutliche Worte an die Chefetage zu richten. So bezeichnete er deren Pläne, Heiligabend und Silvester als arbeitsfreie Tage aus dem Haustarif zu streichen, 2018 als »asozial«. Und einem Topmanager soll der stattliche Anzugträger empfohlen haben, zu McDonalds wechseln.

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