Einsamer Rufer im Amazonas

Martin Ling über den Brasilien-Besuch von Entwicklungsminister Gerd Müller

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 1 Min.

»Wir werden das Klima nicht allein in Deutschland retten. 98 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes findet außerhalb Deutschlands statt.« Es ist ein Verdienst des deutschen Entwicklungsministers Gerd Müller, dass er immer wieder im Prinzip banale Tatsachen ausspricht, die in der Realpolitik oft untergehen. Ob in Bezug auf Klimaschutz oder den Welthandel zu Lasten des Globalen Südens oder die Ignoranz deutscher Multis gegenüber katastrophalen Arbeitsstandards bei ihren Zulieferern.

Auch bei seiner Brasilienreise sparte Müller nicht mit bedenkenswerten Aussagen. Das gerade abgeschlossene Freihandelsabkommen der EU mit dem südamerikanischen Mercosur dürfe nicht zu weiterer Abholzung führen, um die neuen Märkte zu versorgen. Doch auch wenn Müller sagt, er hätte den brasilianischen Umweltminister von der Notwendigkeit des Regenwaldschutzes und einem Stopp der Entwaldung überzeugt, so sprechen die Fakten dagegen. Um 60 Prozent hat die Abholzung allein 2019 nach Angaben von Müllers Ministerium zugenommen. Alles spricht dafür, dass das Freihandelsabkommen die häufig illegale Abholzung weiter forciert, schließlich öffnet die EU ihren Markt für weitere Fleisch- und Sojaimporte. Und Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro ist ein erklärter Freund der Agrarlobby, Müllers Rufe werden im Amazonas verhallen.

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