Heathrow blieb trotz Drohnenflug offen

Mindestens elf Klimaaktivisten wurden bislang verhaftet

  • Christian Mihatsch
  • Lesedauer: 3 Min.

Nach Angaben der Gruppierung ist es den Klimaaktivisten von »Heathrow Pause« am Freitagmorgen gelungen mindestens eine Spielzeugdrohne in der Nähe des Flughafens London Heathrow zu starten. Das Ziel der Aktion war, Europas grössten Flughafen dazu zu zwingen, den Flugbetrieb einzustellen. Dies ist allerdings nicht passiert. Die Aktivisten wollten so gegen den Bau einer dritten Startbahn protestieren, die die Kapazität von Heathrow von derzeit 80 Millionen auf 130 Millionen Passagiere pro Jahr steigern würde.

Die Aktion wurde lange im Voraus angekündigt, um Reisenden Zeit zu geben, ihre Pläne zu ändern. Gut vorbereitet waren aber auch der Flughafen und die Polizei. Zwei weitere Versuche eine Drohne zu starten, wurden durch Störsender verhindert. Auf einem Internetvideo ist zu sehen, wie eine Drohne bunt blinkt, aber keine Verbindung zwischen der Fernsteuerung und dem Plastikspielzeug zustande kommt.

Die Behörden setzten allerdings nicht nur auf Störsender, sondern auch auf präventive Verhaftungen. Am Donnerstagnachmittag verhaftete die britische Polizei sieben Aktivisten. Einer davon ist Roger Hallam, ein Mitbegründer der Umweltbewegung Extinction Rebellion (XR). Dieser sagte vor seiner Verhaftung gegenüber der britischen Zeitung The Guardian bezüglich der dritten Startbahn: »Stoppt diese geplante Monstrosität und wir stoppen die Drohnenflüge.« Dem Ausbau des Flughafens steht allerdings kaum noch etwas entgegen: Obwohl das britische Unterhaus im Mai einen Klimanotstand erklärt hat, stimmte es dann im Juni für die Flughafenerweiterung. Diese Inkonsequenz stört Hallam besonders. Er leitet daraus die Legitimität für die Aktion ab: »Wir leben in einer ‚Zeit der Konsequenzen‘, wie Churchill es genannt hat, angesichts der Gefahr durch die Nazis. Die Konsequenz nicht zu rebellieren, ist der Tod von Milliarden Menschen. Die Konsequenz von Rebellion ist eine Chance, das Schlimmste zu verhindern.«

Die Verhaftungen am Donnerstag konnten die verbleibenden Heathrow-Pause-Aktivisten allerdings nicht einschüchtern, es kam dennoch zu der Aktion, wenn auch in reduzierter Form. Am Freitag wurden daher mindestens vier weitere Personen verhaftet. Bei diesen ist die Rechtslage eindeutig. Wer im Umkreis von fünf Kilometern eines Flughafens eine Drohne aufsteigen lässt, macht sich strafbar, auch wenn die Drohne wie geplant nur auf Kopfhöhe fliegt. Bei den Verhaftungen am Donnerstag ist die Rechtslage hingegen weniger klar.

Die Polizei rechtfertigte diese damit, die Verhafteten würden verdächtigt, »sich verschworen zu haben, ein öffentliches Ärgernis zu begehen«. Ob sich damit präventive Verhaftungen rechtfertigen lassen, ist allerdings umstritten. Unklar ist zurzeit auch noch, zu welchen Strafen die verhinderten Drohnenpiloten verurteilt werden können. Erstaunlich ist zudem, dass auch der Medienkoordinator von Heathrow Pause verhaftet wurde, denn dieser hatte nicht geplant selber eine Drohne zu fliegen. Die Polizei gibt sich allerdings selbstsicher: »Wir glauben diese Verhaftungen sind eine verhältnismässige Antwort, um eine kriminelle Aktion zu verhindern, die signifikante Folgen für ein wichtiges Element der nationalen Infrastruktur haben könnte.«

Ursprünglich war geplant die Drohnenaktion im Rahmen von Extinction Rebellion durchzuführen, doch die Idee stiess innerhalb der Bewegung auf Widerstand. Aus diesem Grund wurde die Aktion dann unter dem Banner »Heathrow Pause« geplant. XR teilte nach den Verhaftungen mit: »Wir stehen zu unserer Position, diese Aktion weder zu unterstützen noch abzulehnen.«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal