Redakteure am Boden

300 Arbeitsplätze bei WAZ-Gruppe gefährdet

  • Lus Daas
  • Lesedauer: 2 Min.
In den Redaktionen von vier zur WAZ-Gruppe gehörenden Tageszeitungen wird die Sorge um den eigenen Arbeitsplatz zum dominierenden Thema. Auslöser dafür war eine am Unternehmensgewinn ausgerichtete Wirtschaftlichkeitsprüfung.

Mit »Zeit zu reden« ist die am 3. November an Mitarbeiter der Westdeutschen Allgemeinen (WAZ), der Neuen Rhein-Ruhr-Zeitung (NRZ), der Westfälischen Rundschau (WR) und der Westfalenpost (WP) gerichtete Information der Betriebsräte überschrieben, die fortgesetzt wird mit: »Die Verunsicherung in den Redaktionen hat ein Maß erreicht, das kein weiteres Zögern zulässt.« Die Gründe für den Einstieg in kämpferische Aktivitäten sind nach Meinung der Verfasser von der Unternehmensleitung geplante umfangreiche Einspar- und Synergie-Konzepte, die vor allem den Abbau von Arbeitsplätzen im Fokus haben. So sah man am vergangenen Sonnabend in Recklinghausen betroffene Redakteure mit Zeitungen bedeckt auf dem Bürgersteig liegen, um vor dem bevorstehenden Zeitungssterben zu warnen.

Die von der WAZ-Geschäftsleitung zugesagte detaillierte Darstellung von Wirtschaftsdaten ist bisher nicht erfolgt. Dafür berichteten die vier Chefredakteure Ulrich Reitz, Rüdiger Oppers, Katrin Lenzer und Bodo Zapp über zukünftige Unternehmenspläne, zum Beispiel über ein gemeinsames Mantelkonzept. Das sieht die Schaffung einer titelübergreifenden Mantelredaktion für NRZ, WAZ und WR vor. »Dies«, so begründen die leitenden Mitarbeiter, »bietet die Chance, unsere journalistische Qualität Print und Online zu halten und auszubauen« mit dem Ziel, »Online-Marktführer zu werden« sowie »neue Leser/User und Anzeigenmärkte zu erschließen«. Dem halten die Betriebsräte entgegen, dass die Bündelung nur zwei Dinge im Auge hat: Personaleinsparung und damit Kostenreduzierung.

Die Betriebsräte befürchten »den größten Einschnitt in der Geschichte der vier zur WAZ-Gruppe gehörenden Tageszeitungen in Nordrhein-Westfalen«. Die Geschäftsführer hätten unmissverständlich erklärt, 30 Millionen Euro einsparen zu wollen. »Und das bedeutet, dass bis zu 300 der rund 900 Stellen verschwinden sollen.«

Die Betriebsräte haben die Verlagsleitung aufgefordert, umgehend das offenbar längst fertige Konzept für die geplanten Neuerungen in den Mantel- und Lokalredaktionen vorzustellen. Unabhängig davon fordern sie, die Reduzierung des Zeitungsumfangs bei allen vier Titeln zu überdenken, weil die Einschränkung des redaktionellen Angebotes die Konkurrenzfähigkeit vieler Ausgaben beschädigen, zu weiteren Abonnement-Verlusten führen und damit Arbeitsplätze gefährden kann.

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