Ehrenrunde

Michael Schumacher / Der siebenmalige Weltmeister steigt wieder ins Formel-1-Auto

  • Mark Wolter
  • Lesedauer: 2 Min.

Kaum war die Ankündigung raus, dass Michael Schumacher den verletzten Brasilianer Felipe Massa im Ferrari-Cockpit ersetzt, überschlugen sich Nachrichtenagenturen mit Meldungen und Sportprominente mit Superlativen. Ob nun sportliche Bereicherung oder nicht, der krisengeschüttelten Rennserie kommt die Ehrenrunde des Rekordweltmeisters gerade recht – überstrahlt sie doch unpopuläre Diskussionen um Budgetobergrenzen oder den Ausstieg von BMW. »Das ist das beste, was der Formel 1 passieren kann«, klatscht selbst Konkurrent Norbert Haug, Motorsportchef von Mercedes, in die Hände. Andere reiben sich eben jene. TV-Sender freuen sich auf mehr Werbeeinnahmen beim »historischen Ereignis« am 23. August, wenn der 40-Jährige in Valencia seinen 251. Grand Prix fahren will.

Ferrari lässt sich den Werbeeffekt 500 000 Euro Antrittsprämie pro Rennen kosten und verlängert zudem den millionenschweren Beratervertrag, der eigentlich beendet werden sollte. Bei Schumachers geschätztem Privatvermögen von rund 900 Millionen Euro dürfte dies aber nur untergeordnete Motivation sein. Der Wahlschweizer, der es mit viel Talent und nicht weniger Ehrgeiz von der elterlichen Kartbahn in Kerpen bis an die Spitze der Königsklasse schaffte, möchte den Einsatz als Freundschaftsdienst verstanden wissen. Schließlich sei Ferrari eine Art zweite Familie. Den Manager freut's. »Mir war sowieso langweilig«, sagt Willi Weber. »Und Michael wahrscheinlich auch.«

Wettanbieter räumen dem erfolgsbesessenen Rückkehrer prompt bessere Siegchancen als WM-Spitzenreiter Jenson Button ein. Aber ob Schumacher, der sich zuletzt mit Motorradrennen mäßig erfolgreich die Freizeit vertrieb, an seine besten Tage anknüpfen kann, ist fraglich. Nach seinem Rücktritt 2006 sagte er selbst: »Die Formel 1 verändert sich ständig. Bist du einmal raus, bist du raus.« Nun sitzt er wieder drin, in einem neuen, technisch weiterentwickelten Auto, das er noch nie gefahren ist, und startet auf einem Kurs in Valencia, den er nicht kennt. Testen darf er nicht. Das verbietet das diesjährige Reglement. Die Erwartungen der Fans und des Teams sind kaum zu erfüllen. Ein Michael Schumacher, der hinterherfährt – das wird er selbst aber am wenigsten mögen.

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