Fehlender Wille zur Integration

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 2 Min.
Karikatur: Christiane Pfohlmann
Karikatur: Christiane Pfohlmann

Lediglich 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit Behinderungen besuchen den Unterricht an einer allgemeinbildenden Schule. Der große Rest geht auf sogenannte Förderschulen. Der Begriff »Fördern« wurde vor noch nicht all zu langer Zeit eingeführt – ein Euphemismus für die Aussortierung einer ganzen Schülergruppe. »Sonderschule« hieß das in der alten Bundesrepublik früher – und treffender!.

Es ist daher für diese Gesellschaft eigentlich ein Armutszeugnis, dass Schulen, in denen Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam lernen, mit einem Preis ausgezeichnet werden müssen. Andere Länder – nicht nur in Europa – brauchen solche Preise nicht, da dort das gemeinsame Lernen der Regelfall und nicht die Ausnahme ist.

Eine UN-Konvention fordert seit Anfang des Jahres auch von der Bundesrepublik Schritte für einen Umbau des Bildungssystems. Ziel ist ein inklusives Schulsystem, d.h. die Anpassung allgemeinbildender Schulen an die Bedürfnisse behinderter Kinder und Jugendlicher. Doch die Realität sieht hierzulande anders aus. In den Grundschulen klappt es hie und da noch mit dem gemeinsamen Lernen, auch in Gesamt- und Hauptschulen finden sich Kinder, die im Rollstuhl sitzen, blind, taub oder anderweitig gehandicapt sind. Doch in den Realschulen und den Gymnasien sind behinderte Jungen und Mädchen so gut wie unbekannt. Auch zwischen den Bundesländern gibt es massive Unterschiede. Während in den Stadtstaaten viele Schulen bereits auf die Inklusion setzen, besuchen auf dem flachen Land zahlreiche Behinderte »Förderschulen«. Die Begründung der Schulträger ist hierbei fast immer die gleiche: Die allgemeinbildenden Schulen seien weder baulich noch in punkto Personal auf den Unterricht mit behinderten Schülern eingestellt.

Dabei gilt unter Fachleuten es längst als erwiesen, dass vom gemeinsamen Lernen behinderte und nichtbehinderte Kinder gleichermaßen profitieren. Man muss es nur wollen!

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal