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Klima-Roulette

Wer im Glashaus sitzt, soll bekanntlich nicht mit Steinen werfen. Doch im Vorfeld des UN-Klimagipfels von Kopenhagen ist das unter den wichtigen Staats- und Regierungschefs eine beliebte Übung. Es sind immer die anderen, die sich gefälligst zu ernsthaften Reduktionszielen bekennen sollen. Bewegung kommt eher aus der zweiten Reihe, etwa von Brasilien, Russland und zuletzt von den Commonwealth-Staaten.

Auch die EU hat es sich in der Rolle des Kritikers der anderen bequem gemacht. So auch beim Treffen mit China – wohl wissend, dass die Volksrepublik nur eine geringe historische Verantwortung für die bereits spürbare Erderwärmung hat. Seine Attacken hätte sich der amtierende EU-Ratspräsident Fredrik Reinfeldt besser verkniffen. Als schwedischer Ministerpräsident ist er verantwortlich für die Geschäftspolitik des staatlichen Energieriesen Vattenfall, der zumindest in Deutschland auf die besonders klimaschädliche Braun- und Steinkohle setzt. Überhaupt sind die Europäer meilenweit von ihrem früheren Anspruch entfernt, globaler Vorreiter beim Klimaschutz zu sein. Die nur moderaten Ziele des Kyoto-Protokolls zur Begrenzung der Treibhausgasemissionen schaffen sie, wenn überhaupt, nur mit Tricksereien. Und vor Kopenhagen hält man sich in der Frage von Finanzhilfen an Entwicklungsländer völlig bedeckt.

Löblich ist, dass die dänischen Gastgeber beim Klimagipfel nun doch ein verbindliches Abkommen mit ambitionierten Reduktionszielen anstreben. Würde dieses Anliegen von der EU aktiv mitgetragen, bekäme der moralische Appell auch politisches Gewicht. Doch es ist wie vor früheren Klimakonferenzen: Das Gelingen bleibt ein Roulettespiel.

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