Arme Kinder zahlen die Zeche

Wohlfahrtsverband: Deutschland nach fünf Jahren Hartz IV vor sozialer Zerreißprobe

  • Lesedauer: 2 Min.
Fünf Jahre nach Inkrafttreten der Hartz-IV-Reform fordern Sozial- und Wohlfahrtsverbände einen sozialpolitischen Neuanfang.

Berlin (epd/ND). Das Land stehe nach fünf Jahren Deregulierung auf dem Arbeitsmarkt vor der größten sozialen Zerreißprobe der vergangenen 60 Jahre, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, am Freitag in Berlin. Die Kinderarmut in Deutschland sei dramatisch angestiegen, und die Zahl der Hartz-IV-Bezieher sei seit 2005 kaum gesunken. Schneider kritisierte die von der rot-grünen Bundesregierung im Jahr 2003 beschlossene Agenda 2010 zur Reform des Sozialsystems als »Fahrplan in die Perspektivlosigkeit«. Sieben Millionen Menschen, darunter zwei bis drei Millionen Kinder und Jugendliche, seien mit pauschalierten Armutssätzen abgespeist und ins gesellschaftliche Abseits gedrängt worden. Der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerk, Thomas Krüger, erklärte, Hartz IV biete insbesondere Kindern keinen Rahmen für ein »faires Erwachsenwerden«. »Arme Kinder zahlen die Zeche für eine verfehlte Politik, die ihnen die Zukunft stiehlt«, sagte Krüger.

Beide Verbände fordern von der Bundesregierung eine Anti-Armuts-Agenda und einen nationalen Fahrplan eigens zur Bekämpfung der Kinderarmut. Notwendig sei die Sicherstellung gleicher Bildungschancen und Investitionen in die Kinder- und Jugendhilfe. Zudem müssten umgehend die Kinderregelsätze altersgerecht angepasst werden, verlangte Krüger. Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert zudem die Anhebung der Hartz-IV-Regelsätze auf 440 Euro monatlich und die Wiedereinführung einmaliger Leistungen im Bedarfsfall. Derzeit liegt der Hartz-IV-Satz bei 359 Euro für einen alleinstehenden Erwachsenen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal