Brutale Deutsche Bank

Kritische Aktionäre weisen auf Zwangsräumungen in den USA hin

  • Marcus Meier
  • Lesedauer: 3 Min.
Kritische Aktionäre monieren: Die Deutsche Bank verdient an zwangsgeräumten Häusern, an Rüstung und an in öko-sozialer Hinsicht fragwürdigen Investments.

Wenn am heutigen Donnerstag die Jahreshauptversammlung der Deutschen Bank AG stattfindet, dann sind auch die Kritischen Aktionäre vor Ort. Vor der Festhalle der Frankfurter Messe wollen sie das Gespräch mit Aktionären suchen. Sie werden ein großes Plakat präsentieren, das Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann zeigt, wie er mit einer Teufelsforke in das Dach eines ruinierten Hauses sticht. Sie werden im Saale beantragen, Konzernvorstand wie Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern.

Hauptkritikpunkt: Die Deutsche Bank sei seit der Finanzkrise einer der größten Akteure auf dem US-Immobilienmarkt und erziele als Treuhänder für Spekulanten beträchtliche Einnahmen. Dabei zerstöre sie »in erheblichem Umfang soziales Kapital«, so Markus Dufner, Geschäftsführer der Kritischen Aktionäre.

So habe die Bank die Treuhänderschaft für 180 Häuser in der US-Stadt Milwaukee und im ganzen Bundesstaat Wisconsin für rund 1100 Häuser übernommen, deren Eigentümer in der Immobilienkrise auf die Straße gesetzt wurden. »Viele Gebäude stehen nun leer, sie werden geplündert oder zum Drogenumschlagplatz«, berichtet Professor Susan Giaimo. Andere Häuser würden an Spekulanten verkauft, ärgert sich die Politikwissenschaftlerin, die an der Marquette University Milwaukee lehrt. Doch die Banker wiesen den Schwarzen Peter von sich. »Die Deutsche Bank sagt: ›Wir sind nur Treuhänder, wir haben keine Verantwortung für die Häuser‹«, so Giaimo. »Dabei sorgt die Deutsche Bank dafür, dass Menschen aus den Häusern geworfen werden – und leitet entsprechende Gerichtsverfahren ein«, assistiert Markus Dufner. »Da zeigt sie durchaus Verantwortung!«

Von dem deutschen Privatbankenprimus fordert Dufner, nicht länger Immobilien an Spekulanten zu verkaufen. Zunächst aber müssten die Banker für ein persönliches Gespräch mit »Common Ground« bereitstehen – diese Bürgerrechtsorganisation geht im Rahmen der Kampagne »Gesichter der Zwangsvollstreckung« gegen die Geschäftspolitik von Banken, auch der Deutschen, in Milwaukee vor. »Bisher wollen die Banker nur telefonieren und wiederholen immer wieder, sie seien nicht zuständig.« Von einem persönlichen Gespräch erhofft er sich hingegen Fortschritte. Zwei Aktivisten von »Common Ground« werden an der Hauptversammlung teilnehmen, darunter Professor Giaimo. Geschäftsführer Mark Fraley beklagt, dass bei Zwangsvollstreckungen »keiner so brutal vorgeht wie die Deutsche Bank«. Das Nichtstun führe dazu, dass auch der Wert der Häuser in der gesamten Nachbarschaft sinke. Fraley verlangt von der Deutschen Bank, die aus dem Fonds zur Rettung des US-Versicherungsriesen AIG sechs Milliarden Dollar bekommen hat, diese Steuergelder zurückzuzahlen oder in den Wiederaufbau heruntergekommener Stadtviertel zu reinvestieren.

Ein weiterer Antrag der Kritischen Aktionäre betrifft die Waffengeschäfte des Finanzunternehmens. Die Deutsche Bank sei an dem Rüstungskonzern Elbit Systems beteiligt, der Technologie für die Sperranlagen in der Westbank sowie zwischen der Westbank und Israel liefere. Die Bank, so Markus Dufner, profitiere »von Leid und Not der Menschen in Palästina«. Zudem haben die DB-Kritiker einen Blick auf die Investitionen der Bank geworfen: »Da gibt es einige öko-soziale Vorzeigeprojekte, ansonsten aber hat die Bank die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt.«

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