Der Rosinenbomber soll wieder fliegen

Förderverein sammelt Spenden für die Restaurierung der havarierten Maschine vom Typ DC-3

Der kalte Wind wehte gestern einige Schneeflocken hinein in den Hangar auf dem Flughafen Schönefeld. Aus der Halle wehte ein Hauch Kalter Krieg, denn drin steht eine DC-3.

Mit solchen Maschinen, Rosinenbomber getauft, versorgten Briten, Franzosen und Amerikaner die Westberliner Bevölkerung monatelang aus der Luft, nachdem die sowjetische Besatzungsmacht diese Hälfte der Stadt 1947 blockiert hatte. Auch jene DC-3 war damals im Einsatz. »Sie ist ein Stück Geschichte«, sagte Frank Hellberg. Für ihn war sie ein Geschäft. Hellbergs Firma Air Service Berlin bot Rundflüge mit dem Rosinenbomber an. Aber im Juni vergangenen Jahres musste die Maschine notlanden und ging dabei zu Bruch. Vier der 25 Passagiere verletzten sich.

Jetzt soll die DC-3 restauriert werden. Die Kosten schätzt Steffen Wardin vorsichtig auf 800 000 Euro. Doch wie teuer es tatsächlich wird, zeigt sich erst, wenn die wahrscheinlich umständliche Suche nach den seltenen Ersatzteilen beginnt. Wardin sitzt im Vorstand des Fördervereins Rosinenbomber. Der Verein will das Flugzeug kaufen. Hellberg gibt es zum Preis eines Gebrauchtwagens ab. Darin besteht das Problem also nicht. Es geht nun vor allem darum, die Mittel für die Instandsetzung aufzutreiben. Wardin bittet deshalb um Spenden. Wenn alles klappt, möchte Air Service Berlin die DC-3 später chartern und erneut mit Touristen auf die Reise schicken.

»Die Maschine kann wieder fliegen«, freute sich Wardin. In der vergangenen Woche hatte das Unternehmen Nayak Aircraft Service das Wrack vermessen. Die Untersuchung ergab, dass sich der Rumpf auf der rechten Seite nicht verzogen hat.

Auf der linken Seite gebe es eine Abweichung von vier Millimetern. Das könnte jedoch auch ein alter Produktionsfehler sein, meint Nayak-Ingenieur Falk Spöringer. Jedenfalls liegen die vier Millimeter im Toleranzbereich. Der Rumpf kann ausgebeult, das Flugzeug repariert werden. Dabei müssen ganz sicher die abgebrochenen Tragflächen ersetzt, wahrscheinlich auch die Triebwerke ausgetauscht werden.

Die Schwierigkeit bestehe darin, für den Luftverkehr zugelassene Ersatzteile zu finden, erklärte Nayak-Chef Herbert Busch. Am einfachsten wäre es, in England, Frankreich oder Skandinavien eine noch flugfähige DC-3 zu erwerben und als Ersatzteilspender zu verwenden. Man habe sich auf eine Empfehlung hin schon ein Exemplar angesehen, doch das sei »Schrott« gewesen.

Wardin träumt davon, dass die Restaurierungsarbeiten bis zur Eröffnung des Großflughafens Schönefeld im Juni 2012 abgeschlossen sind. Doch ob dies zu schaffen ist, vermag Ingenieur Spöringer nicht zu sagen. Zunächst einmal müsse Nayak den Auftrag erhalten, die Maschine zerlegen und zur Reparatur auf die Werft am Flughafen Köln/Bonn bringen. Nayak beschäftigt 650 Mitarbeiter. Diese Leute haben den Rosinenbomber früher schon gewartet und modifiziert.

Zur Absturzursache sagte Hellberg, man wisse bislang von einem Kurbelwellenbruch im linken Triebwerk. Der Untersuchungsbericht sei aber noch nicht fertig.

Die DC-3 startete früher am historischen Ort, dem Flughafen Tempelhof. Hellberg gehörte zu den Männern, die an der Spitze des Widerstands gegen die Schließung dieses Flughafens standen. Verhindern konnten sie es aber nicht. Ein Volksentscheid erreichte 2008 nicht das notwendige Quorum. Manchen Anwohner quälte früher der Gedanke, dass über seinem Kopf eine museumsreife Maschine flog. Der Absturz schien die Skeptiker zu bestätigen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal