Fair für Unternehmer

Kommentar von Regina Stötzel

Allmählich werden die Auswirkungen der wenig beachteten Gesundheitsreform des vorigen Jahres greifbar. In seiner kurzen Amtszeit als Gesundheitsminister hat Philipp Rösler (FDP) erreicht, dass ältere und kranke Menschen vermehrt Klinken putzen und um Aufnahme bei einer Krankenkasse bitten müssen. Das ist für seinesgleichen Wettbewerb und politisch gewollt.

Politisch gewollt nennt Doris Pfeiffer, die Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), einen Zusatzbeitrag für die gesetzlich Versicherten in einer Größenordnung von monatlich 50 bis 70 Euro in den nächsten Jahren. Das trifft sich mit der Einschätzung des SPD-Gesundheitspolitikers Karl Lauterbach, der kürzlich im ND-Interview von »50 Euro und mehr« ab dem Jahr 2014 sprach.

Was Rösler als »dauerhaft solide« Finanzierung des Gesundheitssystems bezeichnete, ist lediglich für Unternehmer eine schöne Sache. Für sie bleibt alles wie gehabt, egal welche Therapien und Apparate künftig entwickelt werden und zu bezahlen sind. Was auf die Versicherten zukommt, die ohnehin schon für Arztbesuche, nicht verschreibungspflichtige Medikamente, die meisten zahnärztlichen Behandlungen und eine Vielzahl von empfohlenen Untersuchungen und Therapien draufzahlen müssen, ist Rösler und wohl auch seinem Nachfolger Daniel Bahr (FDP) schnuppe. Dauerhaft und solide müssen die gesetzlich Versicherten mit weiteren Kosten und Demütigungen rechnen. Denn Rösler (FDP) sprach bei Beschlüssen im vorigen Jahr vom »Einstieg in ein faires und besseres System«. Es kann also noch schlimmer kommen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal