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Wässrige Argumente

  • Lesedauer: 2 Min.

Für die Hersteller und konventionell wirtschaftende Bauern heißen sie nett »Pflanzenschutzmittel«. Und tatsächlich schützen Herbizide die Nutzpflanzen vor unerwünschter Konkurrenz durch andere Pflanzen, Insektizide vor gefräßigen Krabbeltierchen und Fungizide vor Pilzerkrankungen. So weit so gut. Nur verdanken sie die wohltätige Wirkung für die Ernteerträge der Bauern einer Eigenschaft, die sie für Nahrungsmittel wie Umwelt unerwünscht macht: Sie sind mehr oder minder giftig.

Die Zulassungsbehörden müssen also einen Kompromiss finden zwischen dem Nutzen für die Bauern und dem Risiko für Mensch und Umwelt. Und so gibt es bei der Zulassung toxikologische Prüfungen und Modelle für die Abschätzung der Umweltgefährdung, insbesondere für die Gewässer. Um letztere ist seit zwei Wochen ein Streit entbrannt zwischen Umweltwissenschaftlern und der Agrochemieindustrie. Denn eine Studie von der Uni Koblenz-Landau ergab, dass in 22 Messreihen weltweit die Pestizideinträge in Gewässer höher ausfielen, als es nach dem in der EU verbindlichen Modell hätte sein dürfen.

Das rief sofort den Industrieverband Agrar (IVA) der Herstellerbranche auf den Plan, die den Koblenzer Forschern vorwarfen, zu wenig europäische Messungen ausgewertet zu haben und da, wo es geschah, auch noch unter untypischen Verhältnissen. Nun wäre es in der Tat wünschenswert, wenn es mehr und kontinuierlichere Messungen aus deutschen und europäischen Flüssen und Seen gäbe. Doch in Zeiten, wo sich der Staat unter Verweis auf Drittmittel aus der Finanzierung solcher Projekte zurückzieht, fehlen derartige Messungen offenbar. Die Industrie scheint desinteressiert, bei den Behörden wird gespart. Da ist die Forderung der Forscher nach verpflichtenden Feldstudien der Hersteller nach der Zulassung sinnvoll - für alle Beteiligten.

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