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Kunst und Armut

  • Lesedauer: 2 Min.

GERD UMBACH

Holzschnitt: Selbstportrait

Die Armen und Elenden, die Ausgestoßenen und Vergessenen sind das Thema des Zeichners und Holzschneiders Gerd Umbach. „Kunst und Armut“ ist deshalb auch der Arbeitstitel eines Sammelbandes, den der Berliner Künstler herausgeben möchte. Gemeinsam mit dem ABM-Projekt „Idee-Kultur“ arbeitet er an einem Buch, in dem 50 Künstler und Künstlerinnen vorgestellt werden sollen, die sich in realistischer, engagierter Form mit Armut auseinandersetzen.

Die Idee für dieses Projekt ist eng mit Gerd Umbachs eigener Biographie verknüpft. Nach seinem Abschluß an der Akademie der Bildenden Künste 1975 in München wendete sich sein künstlerisches Engagement verstärkt gegen Neofaschismus und soziale Ungerechtigkeit. 1984 zog es Umbach nach Westberlin, wo er sich als Porträtzeichner in Kneipen durchschlug. Nach einem Jahr, in dem mehr als 500 Porträts entstanden, fühlte er sich dem Druck nicht mehr gewachsen und gab diese Tätigkeit auf. Nun mußte er am eigenen Leib erfahren, was es heißt, kein Geld, keine Wohnung und keine Arbeit zu haben. „Erst wenn du ganz unten bist, merkst du, wie allein du bist“, erinnert er sich an die Jahre seiner Obdachlosigkeit. „Kunst ist ein wichtiges Mittel der Kommunikation, doch unsere Wohlstandsgesellschaft grenzt alle aus, die in der sozialen

Hierarchie ganz unten stehen“, ist Gerd Umbach empört. Die Armen würden vom herrschenden Kulturbetrieb weitgehend nicht beachtet.

Namhafte Künstler wie Käthe Kollwitz oder Frans Masereel, erinnert Umbach, hätten die Not der Menschen thematisiert, doch es gebe auch eine Vielzahl zeitgenössischer sozialkritischer Künstler. Und mit ihnen möchte Gerd Umbach diesen Kunstband machen. Wenn das Buch einmal fertig ist, will er mit Ausstellungen an „ungewöhnlichen Orten“ wie etwa Arbeitsämtern oder Flüchtlingsheimen organisieren. Der Erlös aus dem Verkauf des Sammelbandes geht an den „Solidaritätsdienst international“ zur Unterstützung hungernder Kinder in der Dritten Welt.

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