Gebremster Optimismus

Schalke 04 erhöht mit dem 1:1 bei Galatasaray Istanbul seine Chancen auf den Viertelfinaleinzug in der Champions League

  • Andreas Morbach, Istanbul
  • Lesedauer: 3 Min.

Beim letzten Besuch des FC Schalke im Südosten Europas machte noch Huub Stevens Rabatz. Vor fünf Monaten war es in Piräus weit nach Mitternacht geworden, als der damalige Cheftrainer aus Wut auf seine Plaudertäschchen via Bushupe zum Aufbruch drängte. Stevens’ Erbe trat in Istanbul - deutlich charmanter - nun Assistenzcoach Seppo Eichkorn an, als er Jermaine Jones, den redseligsten aller Schalker, energisch zum Teamvehikel winkte.

Der Torschütze der Königsblauen beim 1:1 bei Galatasaray erzählte da gerade auf Vorrat, denn am 12. März wird kaum einer etwas von ihm wissen wollen. Jones ist im Achtelfinalrückspiel gesperrt, weil er eine Verwarnung für einen Istanbuler Spieler einforderte und dafür selbst eine erhielt. »Das war dumm von mir«, tat er umgehend Buße und äußerte zugleich die Hoffnung: »Die Jungs werden das schon hinbiegen.« Mit seinem Ausgleichstreffer in der 45. Minute nach der Führung durch Buruk Yilmaz (12.) verschaffte Jones ihnen zumindest eine gute Ausgangslage.

Bereits am Mittwochabend geradegebogen hat die Mannschaft ihren Langzeitleistungsknick: In Timo Hildebrand hatte sie einen zuverlässigen Torwart und überraschte den Gegner mit aggressivem Offensivspiel. Auch die Entscheidung von Trainer Jens Keller, Sead Kolasinac für den formschwachen Linksverteidiger Christian Fuchs in die Startelf zu beordern, erwies sich als brauchbar. »Sead hat ein überragendes Spiel gemacht«, übertrieb Keller ein wenig. »Ob das die Wende war, müssen wir in den nächsten Spielen zeigen«, genoss Stürmer Klaas-Jan Huntelaar die passable Ausgangsposition für den Sprung ins Viertelfinale der Champions League gebremst optimistisch.

Manager Horst Heldt erzählte derweil vergnügt von Kellers kleinem Kniff vor der Partie. Die berüchtigte, am Ende aber gar nicht so hitzige Atmosphäre in Galatasarays neuer Arena brachte der Trainer den Seinen bei der Teamsitzung via Lautsprechersimulation näher. »Sonst sagt man ja immer nur, wie laut das hier ist. Aber wenn es erst mucksmäuschenstill ist, und man dann die Atmosphäre im Stadion 40 Sekunden lang hört, in einer höheren Phonstärke, ist das schon noch mal anders«, so Manager Heldt.

Beim Personal von Hobby-DJ Keller hielt sich die Begeisterung für den Einspieler in Grenzen. Marco Höger erklärte: »Es hilft schon, darauf hingewiesen zu werden. Aber man sollte deswegen kein großes Fass aufmachen.«

Ein kleines Prösterchen auf sich selbst wollte Keller am Bosporus aber schon vornehmen. Die zwei Monate als Chef der Schalker Profis waren schließlich hart genug für den 42-Jährigen, der seinen Rückblick gleich in ein kurzes Plädoyer in eigener Sache verwandelte: »Ich bin davon ausgegangen, Druck zu spüren. Aber dass er so groß sein würde, war schon überraschend. Im Nachwuchs hatte ich gute Arbeit geleistet - doch schon vor meinem ersten Spiel war alles schlecht.« Nun sieht es etwas besser aus.

Gestern legte Schalke bei der UEFA Protest gegen die Spielwertung ein. Der Klub bezweifelt die Spielberechtigung des Istanbuler Stürmers Didier Drogba.

Achtelfinalspiele

Jermaine Jones Foto: dpa Gentsch
G. Istanbul - Schalke 1:1 (1:1)
Mailand - FC Barcelona 2:0 (0:0)
FC Arsenal - FC Bayern 1:3 (0:2)
FC Porto - FC Malaga 1:0 (0:0)
Valencia - Paris 1:2 (0:2)
Donezk - Dortmund 2:2 (1:1)
Madrid - Manchester U. 1:1 (1:1)

C. Glasgow - J. Turin 0:3 (0:1

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal