Herr der 1000 Ringe kommt in Höchstform

PLANETEN, MOND, STERNE, SONNE: Am Himmel ist der Frühling wie immer bereits voll ausgebrochen

  • Hans-Ulrich Keller, dpa
  • Lesedauer: 4 Min.

Nach wie vor beherrscht Jupiter mit seinem Glanz den Abendhimmel. In der hereinbrechenden Dunkelheit leuchtet er hoch am Westhimmel als erster Lichtpunkt auf. Jupiter wandert durch den Ostteil des Stieres. Die Zeit für seine Beobachtung verkürzt sich allerdings im Laufe des April erheblich. Geht er anfangs erst eineinhalb Stunden nach Mitternacht unter, verschwindet er zu Monatsende bereits kurz vor Mitternacht. Jupiter geht nicht nur immer früher unter, sondern die Dunkelheit setzt auch immer später ein. Am 14. ergibt sich abends am Westhimmel ein netter Anblick, wenn die zunehmende Mondsichel nahe Jupiter vorbeizieht.

Der Saturn läuft im April zu seiner Höchstform auf. Am 28. steht er der Sonne genau gegenüber. An diesem Tag kommt der Ringplanet im Sternbild Jungfrau in Opposition zur Sonne und ist die gesamte Nacht am Sternenhimmel vertreten. Er zählt zu den hellsten Gestirnen und ist etwa gleich leuchtend mit Arktur und Wega, den hellsten Fixsternen des Nordhimmels.

Abends erscheint der Ringplanet im Südosten. Um Mitternacht sieht man ihn halbhoch im Süden und morgens geht er im Südwesten unter. Zur Opposition erreicht Saturn auch seine geringste Entfernung von der Erde. Uns trennen dann 1319 Millionen Kilometer von ihm, fast das Neunfache der Distanz von der Erde zur Sonne. Schon in einem kleinen Teleskop zeigt sich der prächtige Saturnring, der genau genommen aus Hunderten einzelner, schmaler Ringe besteht. Saturn wird daher gerne »Herr der tausend Ringe« genannt.

Gegenwärtig blicken wir auf die Nordseite des relativ weit geöffneten Ringsystems. Wer noch nie in seinem Leben Saturn und seinen hellen Ring in einem größeren Teleskop bei höherer Vergrößerung betrachtet hat, sollte sich die günstige Gelegenheit zum Beobachten nicht entgehen lassen.

Schon mit einem guten Fernglas erkennt man Titan, den Riesenmond des Ringplaneten. Mit 5150 Kilometern Durchmesser ist Titan der zweitgrößte Mond in unserem Sonnensystem. Er übertrifft mit seinem Durchmesser damit sogar Merkur, den sonnennächsten Planeten. Titan wird von einer dichten Stickstoffatmosphäre umgeben. Insgesamt umkreisen den Saturn zehn größere und fast fünf Dutzend Minimonde.

Der Merkur eilt der Sonne hinterher und hält sich am Taghimmel auf. Er bleibt deshalb im April unsichtbar. Nur langsam gewinnt die Venus östlichen Vorsprung vor der Sonne und ist mit bloßen Augen ebenfalls nicht zu beobachten. Erst ab Mitte Mai wird sie als Abendstern sichtbar sein. Der Mars wird am 18. April von der Sonne eingeholt und steht im Sternbild Widder auf einer Linie (Konjunktion) mit ihr. Auch er hält sich am Taghimmel auf und bleibt nachts unter dem Horizont.

In den Tagen vom 14. bis 24. April sind die Sternschnuppen des Lyridenstroms zu erwarten. Ihr Ausstrahlungspunkt liegt im Sternbild Leier. Im Maximum der Lyridenaktivität um den 22. sind etwa zwanzig Meteore pro Stunde zu erwarten.

Neumond tritt am 10. um 11.35 Uhr ein. Vollmond wird am 25. um 21:57 Uhr im Sternbild Jungfrau erreicht (siehe Grafik). Dabei streift der Mond den Kernschatten der Erde, es kommt zu einer partiellen Mondfinsternis.

Diese beginnt um 20:02 Uhr mit dem Eintritt des Mondes in den Halbschatten der Erde. Um 21:52 Uhr tritt der Mond in deren Kernschatten. Zur Mitte der Finsternis um 22:07 Uhr sind aber lediglich knapp zwei Prozent des Mondscheibendurchmessers im Kernschatten; nur die Nordkalotte der Mondkugel erscheint ein wenig abgedunkelt. Schon um 22:23 Uhr verlässt der Mond den Kernschatten ganz. Die Finsternis endet mit Austritt des Mondes aus dem Halbschatten der Erde um 0:13 Uhr am 26. April. Ein- und Austritt des Mondes aus dem Halbschatten sind allerdings prinzipiell unbeobachtbar. Am 25. geht der Vollmond für den in Deutschland zentralen Punkt 50° Nord und 10° Ost um 20.24 Uhr auf.

Der abendliche Sternenhimmel zeigt nun seinen typischen Frühlingscharakter, wenn man ihn gegen 23 Uhr betrachtet. Hoch im Süden hält sich der Löwe auf, der eben den Meridian passiert. Bläulich funkelt sein Hauptstern Regulus, eine heiße Sonne in 77 Lichtjahren Entfernung.

Dem Löwen folgt das Sternbild Jungfrau mit dem ebenfalls bläulichen Hauptstern Spica. In der Jungfrau steht zurzeit Saturn. Der Große Wagen stoppt direkt über unseren Köpfen im Zenit. Die Wagendeichsel deutet wie ein langer Zeigefinger auf den hellen Stern Arktur im Bootes, dem Rinderhirten. Dieser Arktur leuchtet orange und ist 37 Lichtjahre von uns entfernt.

Die Sonne steigt im Tierkreis empor. Am 18. abends wechselt sie aus dem Sternbild Fische in das Sternbild Widder. In der Nacht vom 19. auf den 20. tritt sie um Mitternacht in das Tierkreiszeichen Stier. Ihre Mittagshöhen nehmen um gut zehn Grad zu, die Tageslänge wächst um eindreiviertel Stunden.

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