Kindertag

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nd-Zeichnung: Wanja Wegener
nd-Zeichnung: Wanja Wegener

Es gibt eine Version der Geschichte vom Kindertag, in der spielt der chinesische Konsul in San Francisco eine wichtige Rolle: Er veranstaltete 1925 ein Drachenbootfest zugunsten von Waisen, und weil im weit entfernten Genf gerade eine Konferenz die Erklärung zum Schutze der Kleinsten verabschiedete, bürgerte sich der 1. Juni als Kindertag ein. Freilich nicht überall: 1954 empfahl die Vollversammlung der Vereinten Nationen ihren Mitgliedsstaaten, einen weltweiten Kindertag einzurichten. Die UNO feiert diesen am 20. November - man überließ es aber den Ländern, sich ein eigenes Datum zu wählen.

Und so wird heute der Kindertag quer durchs Jahr begangen: Die Argentinier feiern ihren Nachwuchs am zweiten Sonntag im August, im benachbarten Bolivien findet der Dia del niño dagegen am 12. April statt, während die Kinder ein paar Kilometer weiter in Brasilien erst sechs Monate später dran sind. Indien (14. November), Finnland (20. November), Mexiko (20. April), Südkorea (5. Mai), Tunesien (11. Januar) und andere Länder haben natürlich ihre eigenen Kindertage.

Was der Tradition des 1. Juni aber zumindest in Osteuropa keinen Abbruch tat. Auch wenn wie schon in der alten Bundesrepublik heute hierzulande der Weltkindertag am 20. September begangen wird, lebt doch in Deutschland die Idee des Internationalen Kindertags fort, der auch in der DDR am 1. Juni gefeiert wurde. Wofür übrigens nicht nur ebenso traditionsbewusste wie längst erwachsene Menschen sorgen, die sich das Kindsein zumindest insgeheim bewahrt haben. Sondern zum Beispiel auch der Deutsche Verband der Spielwaren Industrie e.V. Der vertritt die Spielwarenbranche und hat seinen Sitz in Stuttgart - und pocht doch auf den 1. Juni als Kindertag.

Für die Eltern und Kinderlosen, die groß gewordenen Kinder und Kind gebliebenen Erwachsenen beim »neuen deutschland« ist das Datum aber nicht deshalb, sondern trotzdem Anlass, sich den Rackern und Rabenmüttern, den Hosenscheißern und Hausmännern, den Sorgen der Kleinen und ihren großen Wünschen zuzuwenden: in einer Sonderausgabe über Kinderglück und Kinderleid, mit Kinderzeichnungen von nd-Redakteuren und einem Gespräch über das Kinderkriegen im Kapitalismus.

Kinderkram im besten Sinne also. Spannende Lektüre wünscht Ihnen und Ihren Kindern, so alt diese auch sein mögen

Tom Strohschneider.

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