Die Erdgas-Operette

Kurt Stenger über das Erdgaspipelineprojekt Nabucco

  • Lesedauer: 1 Min.

Warum äußert sich eigentlich niemand überrascht, dass das Erdgaspipelineprojekt Nabucco nun wohl endgültig gescheitert ist? Immerhin war auf europäischer Ebene über Jahre immer davon die Rede, dank kaspischer Rohstoffe von Russland unabhängiger zu werden. Und EU-Energiekommissare hatten die Pipeline ganz oben auf ihrer Liste mit strategischen Projekten. Doch wer das Ganze nicht aus der Wunschzettel-Perspektive betrachtete, war von Anfang an skeptisch. Es gab in der Förderregion niemanden, der größere Mengen Gas liefern wollte. Schon mit der Fertigstellung der Ostsee-Pipeline von Gazprom war das Thema eigentlich abgehakt. So riesig sind die auf mittlere Sicht benötigten Mengen nicht. Vorausgesetzt, die Energiewende wird vorangetrieben. Dabei ist Gas zwar eine günstige Brückentechnik, mehr aber nicht.

Als immer mehr Konzerne ausstiegen, wurde offensichtlich, dass Nabucco eigentlich kaum mehr als ein österreichisches Vorhaben war. Genauer gesagt eines des teilstaatlichen Mineralölriesen ÖMV, der die Regierung in Wien vor den eigenen Karren spannte. Minister hofierten die autoritären Staatschefs, die die Rohstofferlöse auf private Konten in Steueroasen stecken. Doch die wollen ihr Gas lieber an sichere, politisch nahe stehende Großabnehmer verkaufen.

Und so hat es Nabucco nie bis zu einer ausgewachsenen Oper mit dramatischem Verlauf gebracht. Es war eher eine seichte Wiener Operette.

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