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  • Politik
  • Ein Jahr Tschetschenien-Krieg

Gewöhnliches Grauen

  • Detlef D Pries
  • Lesedauer: 2 Min.

Vor einem Jahr begann in den dagestanischen Bergen der zweite Tschetschenien- Krieg. Islamistische Gotteskrieger über schritten die Grenze zwischen Tschetschenien und Dagestan, besetzten einige Dörfer und proklamierten einen islamischen Staat. Ein Überfall wie auf Bestellung, denn er lieferte der russischen Ar meeführung den idealen Anlass, sich für die Niederlage im ersten Tschetschenien- Krieg zu rächen und die abtrünnige Republik zurückzuerobern.

Tschetschenien wargewiss alles andere als eine Idylle. Nach den Verwüstungen zwischen 1994 und 1996 litt die Republik unter Armut, Verbrechen und dem Streit ihrer Führer. Moskau aber, statt durch Erfüllung seiner Verpflichtungen aus dem Friedensabkommen um Vertrauen zu wer ben, überließ die Tschetschenen eben den islamistischen Gotteskriegern, die als Provokateure offenbar gebraucht wurden.

Ein Jahr später sind die «befreiten» Gebiete noch ärger verwüstet, Armut und Angst vor Verbrechen sind geblieben, und die inzwischen von Moskau ernannten tschetschenischen Führer streiten nicht minder. Was hat der Krieg gebracht?

2600 Tote in den eigenen Reihen geben die russischen Generäle zu, und 14 000 Rebellen wollen sie «ausgeschaltet» haben. Über tote Zivilisten hat scheinbar niemand Buch geführt, Flüchtlinge und Vertriebene sind kaum zählbar. Ein Ende des Grauens ist nicht abzusehen, aber die russische Gesellschaft - und nicht nur sie - scheint sich daran gewöhnt zu haben.

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