Gedenken an Rosa und Karl

Vor 95 Jahren wurden Luxemburg und Liebknecht von rechten Freikorps ermordet. Linke erinnern an die beiden - auf verschiedenen Veranstaltungen

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Berlin. Das Gedenken an ihre brutale Ermordung durch rechte Freikorps-Soldaten ist bis heute lebendig: Vor 95 Jahren wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht in Berlin erschossen. Am Sonntag wollen wieder Tausende der beiden Kommunisten gedenken - allerdings auf verschiedenen Veranstaltungen.

So werden Zehntausende zum traditionellen stillen Gedenken in der Gedenkstätte der Sozialisten in Friedrichsfelde erwartet. Zudem wird es eine Neuauflage der Demonstration linker Gruppen vom Frankfurter Tor aus zur Gedenkstätte geben. Geplant sind überdies eine Kranzniederlegung am Landwehrkanal und die Demonstration eines Rosa&Karl-Bündnisses.

Die Spitze der Linkspartei hat ihre Mitglieder dazu aufgerufen, »an der Ehrung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht teilzunehmen«. Der Vorstand fasste einen Beschluss, in dem es heißt, »die Demonstration zur Gedenkstätte sowie die Kranzniederlegung am Landwehrkanal« seien »Bestandteile der Ehrung«. Mitglieder der Parteispitze kündigten an, am Sonntagmorgen am stillen Gedenken teilzunehmen.

In dem Aufruf zur Luxemburg-Liebknecht-Demonstration Linker »verschiedenster Strömungen« wird unter anderem auf den 100. Jahrestag des Beginn des Ersten Weltkriegs und die Haltung der beiden Revolutionäre verwiesen. 1914 hatte Karl Liebknecht im Reichstag als einziger gegen die Kriegskredite gestimmt. Und Rosa Luxemburg stellte im selben Jahr fest: »Dass es die herrschenden Klassen sind, die allzumal zu Katastrophen treiben, dafür ist Deutschland heute ein klassisches Beispiel.« Dies sei auch heute noch gültig, so der Aufruf. »Wir brauchen keine Militärinterventionen. Nicht in Syrien, nicht in Mali, nicht im Iran. Nirgendwo. Wir brauchen keine Bundeswehrsoldaten in Afghanistan, in der Türkei oder andernorts.«

Zu einem antiautoritären Block auf der Demonstration vom Frankfurter Tort zur Gedenkstätte rufen derweil linke Gruppen auf. Das Gedenken an Luxemburg und Liebknecht verbinde »seit jeher tagesaktuelle Themen mit den Idealen und Ideen der beiden RevolutionärInnen. Daher ist diese Demonstration eine wichtige, spektren- und szeneübergreifende Manifestation der revolutionären Linken«, heißt es. Man lasse sich zudem »nicht von bürgerlichen PolitikerInnen unsere Geschichte lektorieren«.

Dies spielt unter anderem auf die in den vergangenen Jahren immer lauter geäußerte Kritik an der Demonstration an. Unter anderem das Rosa&Karl-Bündnis, zu dem neben der Berliner Linksjugend auch die Falken, DGB-Jugend, Jusos, Naturfreunde und die Berliner jüdische Jugendbewegung HaSchomer Hatzair gehören, kritisierte »die Präsenz von offen stalinisti­schen und maoisti­schen (K-)Gruppen«. Viele Menschen hätten »keine Lust mehr, sich hinter den Stalin-Porträts und dem DDR-Fahnenmeer einzureihen«.

Man organisiere daher »eine eigene Demonstration«, so die Jugendverbände - weil man es wichtig und sinnvoll finde, »den emanzipatorischen Kämpfen der linken Geschichte zu gedenken«. Die Bundesvorsitzende der Falken, Josephin Tischner, sagte, »für uns heißt eine alternative Geschichtserzählung auch, dass wir uns mit den Ideen, Gedanken und Theorien für die zum Beispiel Rosa Luxemburg stand, kritisch auseinandersetzen«.

Ein Termin, viele Gedenkansätze. Bereits am Freitag lädt die Antifaschistische Linke Berlin zu einer Diskussion über das linke Geschichtsverständnis ein. »Linke Geschichte zu schreiben heißt, zu erzählen und zu erinnern was wichtig war und ist, aber auch zukünftig wichtig sein wird, für das was wir befreite Gesellschaft nennen«, so die Einladung. »Das heißt zum einen die eigene Geschichte zu reflektieren, zum anderen zu wissen was wir im Hier-und-jetzt wollen, um mit dem Schlechtem zu brechen und in das Bessere von Morgen zu wenden.« Informationen zu der Diskussionsrunde finden sich hier. Agenturen/nd

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