Was noch fehlte

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.

Noch während des Eröffnungsspiels Brasilien gegen Kroatien setzte ein, was bei einer Fußballweltmeisterschaft nicht fehlen darf: die Schiedsrichterdebatte. Der japanische Schiedsrichter Yuichi Nishimura (42) wertete in der 71. Minute Dejan Lovrens Zupfer am Trikot des Brasilianers Freds als Foul, obwohl der im kroatischen Strafraum eher ausgerutscht als gefallen war. Der nachfolgende Elfmeter bescherte dem Gastgeber die Führung und bereitete veritablen Verschwörungstheorien den Boden: Betrug! Witz! Skandal! »Ich bin stinksauer. Mein Team wurde betrogen. Wir hören besser auf und fahren nach Hause«, schimpfte Kroatiens Trainer Nico Kovac.

Ob Nishimura einem geheimen FIFA-Drehbuch folgte, an dessen Ende der Gastgeber Weltmeister werden muss, oder nur einen schlechten Tag hatte, als er außerdem Neymars Ellbogenschlag gegen Luka Modric nur mit Gelb bedachte? »Auf dem Gewissen«, wie Ivan Rakitic nach dem Spiel wetterte, hat Nishimura das Eröffnungsspiel aber nicht exklusiv.

Gegen eine Mentalität des Gewinnens um jeden Preis, die sich in versteckten Fouls und theatralischen Salti nach kleinsten oder gar keinen Berührungen manifestiert, ist Nishimura, der 2010 bereits vier WM-Spiele pfiff, machtlos, egal wie viele Helfer ihm zur Seite stehen, via Funk soufflieren, oder in Form eines Freistoßliniensprays in der Hosentasche stecken.

Dass der Japaner jetzt im weltweiten Shitstorm steht, verdankt er nicht nur der eigenen Schwäche, sondern auch dem Stil Brasiliens, der mit »o jogo bonito«, dem schönen und damit auch fairen Spiel nichts mehr zu tun hatte. Über eines gab es hinterher immerhin keinen Disput: Die WM-Premiere des besagten Sprays hat Yuichi Nishimura ohne Komplikationen über die Weltbühne gebracht. Geholfen hat’s ihm nicht.

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