Protest in Bildern

Regenbogenfabrik in Kreuzberg zeigt Fotografien von Zwangsräumungen in Berlin

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Protest gegen die Praxis der Zwangsräumungen in Berlin nimmt zu. Eine Fotoausstellung dokumentiert zwei Jahre zivilen Ungehorsams.

Gesperrte Straßen, Sitzblockade mit untergehakten Armen. Martialische Einsatzkräfte der Polizei, Anwohner mit kleinen Kindern. Kreisende Hubschrauber, Aktivisten mit erhobener Faust. Parolen. Pfefferspraywolken. Gerichtsvollzieherin. Die Szenerie ist die eines kleinen Ausnahmezustandes mit dem Titel: Zwangsräumung in Berlin-Kreuzberg. So wie diese Fotoreihe über die Aktionen gegen die letztlich vollstreckte Zwangsräumung der fünfköpfigen Familie Gülbol im Februar 2013 erzählen auch die anderen Fotografien von polizeilich abgesicherten Räumungen von Berliner Mietwohnungen und vom zivilgesellschaftlichen Widerstand dagegen. Seit vergangenem Freitag hängen die von vier Fotojournalisten gemachten Aufnahmen im Rahmen der Ausstellung »Ob Nuriye, ob Kalle - wir bleiben Alle!« für einen Monat im Café der Regenbogenfabrik in der Lausitzerstraße 22.

»Mit der Ausstellung wollen wir eine Bilanz der bisherigen Proteste gegen Zwangsräumungen ziehen, aber auch zum Weitermachen aufrufen«, erklärt Hermann Bach vom Umbruch Bildarchiv. Gemeinsam mit dem Projekthaus Regenbogenfabrik und dem Bündnis »Zwangsräumungen verhindern!« hat das alternative Fotoarchiv die Ausstellung geplant und umgesetzt. In der Fotoausstellung ginge es vor allem darum, die Vielfältigkeit des Anti-Zwangsräumungs-Protests zu zeigen, aber auch die von den Räumungen Betroffenen in den Fokus zu stellen. »Hinter jedem Bild steckt immer ein Einzelschicksal«, so Bach.

Einer, der es wissen muss, wie sich eine Zwangsräumung anfühlt, war am Freitag auch zur Ausstellungseröffnung gekommen: Ali Gülbol, der 43-jährige Familienvater, der nach einem langen Rechtsstreit mit dem Vermieter über eine aus seiner Sicht ungerechtfertigte Mieterhöhung im Februar letzten Jahres aus seiner Wohnung in der Lausitzerstraße geworfen wurde. »Was mir passiert ist, passiert vielen anderen Familien jeden Tag«, so der gelernte Malermeister, der nach der Räumung mit seiner ganzen Familie bei seinen Eltern im selben Haus zwei Etagen über seiner ehemaligen Wohnung untergekommen ist. »Ich wünsche mir noch viel mehr Widerstand gegen Zwangsräumungen«, sagt er mit energischer Stimme.

Eine ebenso kämpferische wie optimistische Bilanz zieht auch Sara Walther vom Bündnis »Zwangsräumungen verhindern!«. »Unser Bündnis wird stetig größer. Immer mehr betroffene Mieter wenden sich an uns«, sagt Walther. In der Tat legen die weiter steigenden Zahlen von Räumungsklagen in Berlin einen Anstieg von Zwangsräumungen nahe. Statistiken über die genaue Anzahl gerichtlich angeordneter Wohnungsräumungen gibt es nicht. Walther gesteht vor diesem Hintergrund aber auch ein, dass die einzelne Zwangsräumung durch den Protest wohl nie komplett verhindert werden könne. Eine Aussetzung sei aber bereits ein großer Erfolg. Nicht zu vergessen, welche Bilder ein Polizeigroßaufgebot für die Räumung einer einzelnen Wohnung in der Öffentlichkeit erzeugt.

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