Ruinöses Spardiktat

Bildungsrauschen

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.

Wie sehr Etatkürzungen und Bildung zuwider laufen, zeigte sich bei der Umsetzung der inklusiven Schule. Übrig blieben genervte Lehrer, überforderte Schüler und ratlose Eltern. Nun schlägt das Spardiktat erneut Kapriolen. Laut taz.de verzeichneten die Hochschulen in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen trotz Abwanderungen und Geburtenknicks in diesen Ländern überaus großen Zulauf. »Doch die Politik bremst das Wachstum aus. In Sachsen herrschen Sparvorgaben, die rein fiskalisch und nicht inhaltlich begründet sind. Und in Thüringen und Sachsen-Anhalt wirbeln Profilierungsbestrebungen die Hochschullandschaft durcheinander.« So plante die letzte Landesregierung in Sachsen, dass die Hochschulen in eigener Verantwortung »bis 2020 um 1042 Stellen« streichen sollen. In Thüringen habe man bis 2015 das Budget um 7 Millionen Euro gekürzt und so den Profilierungsdruck der Universitäten erhöht.

Dies führte dazu, dass zwischen den Hochschulstandorten Erfurt und Jena heftiger Streit um das Vorrecht der Lehrerbildung entbrannte. Auch in Sachsen-Anhalt rieben sich die Universitätsstädte Halle und Magdeburg in der Konkurrenz auf. Es gebe die Weisung, dass man »doppelt angebotene Studiengänge vermeiden« solle. Während die Universität in Magdeburg ihren Status einer Volluniversität halten will, beabsichtigt die Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg, Fakultäten zu schließen.

Auf openpetition.de wandten sich Studenten und Dozenten mit Hilfe einer Petition gegen die geplante Schließung ihrer Fakultät der Psychologie: »Ohne sinnvolle Begründung wurden die Einstellungen der Studienfachrichtungen Psychologie, Informatik, Sport- und Geowissenschaften, sowie der Medien- und Kommunikationswissenschaften vorgeschlagen. Außerdem soll die Existenz weiterer kleinerer Fächer auch auf der Kippe stehen. Über 3000 begehrte Studienplätze stünden damit auf dem Spiel!«

Zuspruch erhielten sie von Kurt Pawlik, einem Psychologen, der bis 2002 an der Universität Hamburg lehrte und forschte: »Das Psychologische Institut in Halle genießt im deutschen Sprachraum und international höchstes Ansehen. Seine Schließung hätte schwerwiegende Folgen für das Ansehen der deutschen Psychologie.«

Auch Pawliks Kollegin aus Karlsruhe, Barbara Reichle, kritisiert: »Das Fach ist so gefragt, dass es einen der härtesten NCs hat und aufgrund seine Vielseitigkeit in den verschiedensten Bereichen gebraucht wird - Stresstests für Pilotenanwärter, Humanisierung von Arbeitsplätzen, Traumabehandlung von Katastrophenopfern, Lehrerausbildung und Weiterbildung, Sorgerechtsentscheidungen, Gewaltprävention, Resozialisierung von Häftlingen, Mediennutzung und Computersucht, Fluglärmauswirkungen und vieles andere mehr.« Der Hallenser Tung Dao zitiert John F. Kennedy: »Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung, keine Bildung.«

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