Folge 80: Bauwagen

  • Lesedauer: 2 Min.

»Das Leben wagen – im Wagen leben!«, heißt es über Bauwagenbewohner. Luxuriös ist das Leben der sogenannten Rollheimer nicht gerade. Oft gibt es nur Strom aus dem Generator, kaltes Wasser aus einer Leitung für alle und einen selbstgebauten Kompost-Donnerbalken. In den ausrangierten und manchmal sogar kunstvoll mit Deckenpanoramafenster ausgebauten Bauwagen kann es aber auch urgemütlich sein. Im Sommer in der Gemeinschaftsküche im Freien zu kochen, könnte jedem gefallen, im Winter ist das aber schon was anderes. Bauwagensiedlungen sind oft kommunitär genutzte Räume mit Lesungen, Freiluftkino und hin und wieder Partys, bei denen die Gäste rauchend und trinkend an der Feuertonne stehen.

Die in städtischen Brachen versteckt liegenden Wagenburgen sind oft kaum sichtbar. Dabei gibt es zahlreiche Bauwagensiedlungen – allein in Berlin ein gutes Dutzend. Einige haben den Status von Vereinen, manche Plätze sind angemietet, andere einfach besetzt. Bauwagensiedlungen existieren seit Anfang der 80er Jahre und waren von jeher umkämpfte politische Räume. Auf Wagentagen organisieren sich die Aktivisten und tauschen Erfahrungen aus. Verwaltung und Politik stellen ihre Existenz immer wieder in Frage. So wurde etwa die riesige Waldeburg direkt hinter dem Kreuzberger Oranienplatz Anfang der 90er geräumt oder die legendäre Wagenburg Bambule in Hamburg 2002. In Freiburg wurden auch schon die Bauwagen und LKWs der Siedlung »Sand im Getriebe« beschlagnahmt. Wagenburgen gibt es aber weiterhin. schmi

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