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Campen für den Kohleausstieg

Keine weiteren Tagebaue - so lautet die Forderung des Lausitzer Klima- und Energiecamps

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.
Zum fünften Mal findet im Südosten Brandenburgs das Lausitzer Klima- und Energiecamp statt. Die Teilnehmer setzen sich gegen die Tagebauerweiterung und für den forcierten Braunkohleausstieg ein.

Mit einem großen »warm up« startete am Mittwochabend in dem kleinen Dorf Groß Gastrose, einem Ortsteil von Schenkendöbern (Spree-Neiße) das diesjährige Lausitzer Klima- und Energiecamp. Zuvor waren die zahlreich angereisten Aktivisten aus der Region aber auch aus Berlin, dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Polen begrüßt und untergebracht worden. Für die thematische Einstellung hatte die Vorführung der Filmdokumentation »La Buena Vida - das gute Leben« über die Auswirkungen des Kohlebergbaus in Kolumbien auf die dort lebenden Naturvölker.

»Die Kernbotschaft unserer diesjährigen Aktion lautet: Keine neuen Tagebaue in der Region«, erklärte Maven Kracheel vom Verein Lausitzcamp dem »nd«. Es gehe um die konsequente Umsetzung der Energiewende, den zügigen Ausstieg aus der Braunkohle und die umfassende Nutzung erneuerbarer Energien. Der Höhepunkt des Camps werde sicher der gemeinsam mit Greenpeace organisierte Aktionstag am Sonnabend sein, so Kracheel. Dort werde unter dem Motto »Coal Kills« vor allem auch auf die mit der Förderung und Verstromung der Braunkohle verbundenen Gesundheitsrisiken für die Menschen hingewiesen. Im Rahmen des Aktionstages planen die Greenpeace-Umweltaktivisten auch eine Protestaktion am Vattenfall-Kraftwerk Jänschwalde.

»Sehr wichtig ist uns auch die Podiumsdiskussion am Freitag, die sich mit dem notwendigen Strukturwandel in der Lausitz beschäftigt«, fügte Kracheel hinzu. »Es geht darum, was getan werden muss, damit dieser Strukturwandel vollzogen wird, ohne dass es zu schweren sozialen Verwerfungen und insbesondere hoher Arbeitslosigkeit kommt.« In Groß Gastrose werden in diesem Jahr auch die Teilnehmer an der umweltpolitischen Fahrradfernfahrt »Tour de Natur« Station machen.

Die Veranstalter haben das Camp auch in diesem Jahr für rund 100 Bewohner eingerichtet. »Bei den Veranstaltungen und vor allem abends, wenn auch die Groß Gastroser von der Arbeit heimkommen, werden wir wohl sicher jeweils mehr als 200 Leute beisammen haben« , so Kracheel.

Bereits seit Wochenbeginn hatten sich in dem Ort an der Lausitzer Neiße die ersten Klimaschützer, Braunkohlegegner, Umweltaktivisten und Sympathisanten versammelt, um mit Unterstützung der lokalen Verwaltung und Einwohner das Camp vorzubereiten.

Ortsvorsteher Wilfried Buder geht davon aus, das insgesamt 300 oder 400 Aktivisten in den nächsten Tagen in seinem Dorf zu Gast sein werden - das entspricht annähernd der aktuellen Einwohnerzahl. Buder hatte am Mittwoch die Teilnehmer zur Eröffnung des Camps, das am Sonntag mit einem gemeinsamen Gottesdienst beendet werden soll, herzlich willkommen geheißen. Dem »nd« sagte der Ortsvorsteher: »Groß Gastrose unterstützt das Anliegen des Camps, vor allem den Widerstand gegen die geplante Erweiterung der Braunkohletagebaue.« Dass das kein bloßes Lippenbekenntnis ist, belegt die Gastfreundschaft, mit der die Camper aufgenommen werden. »Wir haben für das Camp unseren Sportplatz zur Verfügung gestellt, stellen Wasser und Energieversorgung sicher. Und in unserer Turnhalle können die Leute duschen«, sagt Buder. In den kommenden Tagen werde man die Klimaschützer zu Exkursionen einladen, bei denen man den Gästen das Wasserwerk des Ortes und das eigene Solarfeld zeigen werde.

Die Braunkohlegegner haben übrigens auch Vertreter des Energiekonzerns Vattenfall zum fairen Meinungsaustausch eingeladen. Der betreibt fünf Tagebaue und vier Braunkohle-Kraftwerke in Sachsen und Brandenburg. Im Vorjahr hatte der schwedische Staatskonzern angekündigt, diese Sparte zu verkaufen.

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