Umfrage sieht SYRIZA deutlich vorn

Tsipras schließt Koalition mit PASOK nicht mehr aus - stellt aber Bedingungen: Kein Regierungsamt für Ex-Minister und Parteichef Venizelos / Zwei TV-Debatten vor der Wahl angesetzt

  • Lesedauer: 3 Min.

Update 16.40 Uhr: Umfrage sieht SYRIZA deutlich vorn
Nachdem die Linkspartei von Alexis Tsipras dieser Tage in einer Umfrage erstmals hinter der konservativen Oppositionspartei Nea Dimokratia stand, sehen neue Zahlen eines anderen Instituts SYRIZA nun wieder deutlich vorn. Laut der von Bridging Europa am Freitag veröffentlichten Zahlen kann SYRIZA mit 26,9 Prozent rechnen, die Nea Dimokratia kommt klar dahinter nur auf 19,8 Prozent. Auf Rang drei rangiert in der Umfrage die SYRIZA-Abspaltung »Volkseinheit« mit 6,2 Prozent knapp vor den Neonazis der Goldenen Morgenräte (6,1), der liberalen To Potami (5,9) und der kommunistischen KKE (5,6). Der bisherige Koalitionspartner von SYRIZA, die nationalistische ANEL steht bei nur zwei Prozent und würde aus dem Parlament ausscheiden. Die sozialdemokratische PASOK muss mit 3,1 Prozent um den Wiedereinzug fürchten. Für sonstige Parteien, worunter unter anderem die antikapitalistische Antarsya zählt, kommen auf 4,6 Prozent. 17,4 Prozent der Befragten sind noch unentschlossen.

Tsipras schließt Koalition mit PASOK nicht mehr aus

Berlin. Entgegen früherer Äußerungen schließt SYRIZA-Chef Alexis Tsipras eine Zusammenarbeit mit der früheren Regierungspartei PASOK nach den Wahlen am 20. September nun nicht mehr aus. In einem TV-Interview am späten Donnerstagabend sagte der Ex-Premier, ein solches Bündnis könne es aber nur unter Bedingungen geben. In Richtung der Vorsitzenden der sozialdemokratischen PASOK, Fofi Gennimata, sagte Tsipras, diese habe eine rechte Position und nicht die Position der europäischen Sozialdemokraten eingenommen. »Wenn sich das nicht ändert - und ich wäre froh, wenn es sich ändert - gibt es keine Perspektive für eine Kooperation.« Zudemmüsse es etwa ausgeschlossen werden, dass die früheren Minister Evangelos Venizelos und Andreas Loverdos in einer gemeinsamen Regierung ein Amt erhalten.

Während SYRIZA stets erklärt hatte, eine absolute Mehrheit anzustreben, zeigten die jüngsten Umfragen, dass dies für die Linkspartei wohl nicht erreichbar ist. Zugleich hatte die konservative Nea Dimokratia angeboten, eine breite Regierungskoalition zu bilden, um Griechenland gemeinsam aus der Krise zu führen. Die Sprecherin von SYRIZA, Olga Gerovasili, schloss ein Bündnis der Linkspartei mit der Nea Dimokratia nun aber erneut aus. Auch Tsipras äußerte sich so und zeigte sich sicher, dass SYRIZA entgegen der Umfragewerte, die ein enges Rennen mit der Nea Dimokratia voraussagen.

»Unser Ziel ist weiterhin eine klare Mehrheit im Parlament«, sagte der frühere Energieminister Panos Skourletis gegenüber dem Sender Mega TV und erklärte, sollte es nötig werden, werde man mit dem bisherigen Koalitionspartner ANEL ein Bündnis eingehen. Die nationalistische Partei muss laut der Umfragen allerdings um den Wiedereinzug ins Parlament bangen.

Derweil können die Griechen die erste TV-Debatte vor einer Wahl seit 2009 erleben. Am kommenden Mittwoch sollen dann die Spitzenkandidaten der größeren Parteien in den Ring steigen, Berichten zufolge wird die neonazistische Goldene Morgenröte nicht dabei sein. Eine weiteres Duell zwischen Tsipras und dem Vorsitzenden der Nea Dimokratia, Evangelos Meimarakis, ist für den 14. September angesetzt. vk

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal