Zunächst kein Gold aus Chalkidiki

Kanadischer Minenkonzern stellt Arbeiten an der griechischen Grube Skouries ein

  • John Malamatinas
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Bau einer geplanten Goldmine in Griechenland liegt vorerst auf Eis. Das Unternehmen gibt der linken SYRIZA-Regierung die Schuld.

Der Streit zwischen der griechischen Regierung und der kanadischen Firma Eldorado Gold erreicht seinen vorläufigen Höhepunkt: Die Firma kündigte am Dienstag an, alle Arbeiten an der Goldmine Skouries auf der griechischen Halbinsel Chalkidiki einzustellen. Seit ein paar Tagen führt der Präsident der Firma, Paul Wright, in Griechenland Gespräche mit den Behörden. Es hagelt Reaktionen von der Opposition, die zukünftige Investitionen ausländischer Unternehmen in Gefahr sieht.

Etwa 1,2 Milliarden Euro hat das kanadische Unternehmen mittels seiner Tochterfirma Hellas Gold in den letzten Jahren investiert, um die Goldminen in der nordgriechischen Urlaubsregion Chalkidiki zu erschließen. 2016 sollten die Minen voll in Betrieb gehen und in der ersten Phase 2000 Arbeitsstellen schaffen. Die Investition sollte Griechenland zum größten Goldexporteur Europas aufsteigen lassen. Das Projekt kämpft aber seit Jahren gegen fehlende Genehmigungen und einen effektiven Protest der lokalen Bevölkerung. Letztere befürchtet die Zerstörung der Umwelt und der Wirtschaftsinfrastruktur der Region, die auf Tourismus, Landwirtschaft und Fischerei basiert. Außerdem wurde kritisiert, dass durch den Ausverkauf der Region eigentlich kein Geld in die leeren Staatskassen fließe.

Zuletzt machte der Konflikt im vergangenen August Schlagzeilen. Mitten im Sommer verhängte der Umwelt- und Energieminister der SYRIZA-Regierung, Panos Skourletis, wegen fehlender Umweltschutzgenehmigungen einen Stopp der Arbeiten. Die Linksregierung unter Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte in den vergangenen Monaten immer wieder angekündigt, sie werde das gesamte Projekt überdenken. Daraufhin mobilisierte Eldorado Gold seine Minenarbeiter zur Unterstützung. Die Firma klagte im Rat des Staates (oberstes griechisches Verwaltungsgericht) gegen den Baustopp. Am 2. November entschied das Gericht zugunsten des Unternehmens. Doch wurde die Veröffentlichung und Umsetzung der Entscheidung politisch blockiert.

Das ließ die Mutterfirma aus Kanada nicht auf sich sitzen und schickte ihren Chef, um die Lage zu sondieren. Als Paul Wright merkte, dass er bei SYRIZA nicht auf offene Ohren stieß, ging er in die Offensive. Bei einer Pressekonferenz kündigte er den sofortigen Stopp der Arbeiten in Skouries an, verbunden mit der Drohung, auch zwei weitere Projekte in Olympiada und Stratoni platzen zu lassen. In einer Mitteilung kritisierte Wright die mangelnde Kooperationsbereitschaft der griechischen Regierung - notwendige Bescheinigungen seien mutwillig blockiert worden.

Am Mittwoch traf sich Wright mit dem griechischen Umweltminister: Skourletis äußerte sich zuvor im Radio zum schwelenden Konflikt: Er warf der Firma »Erpressung« vor und fragt sich zudem öffentlich, warum Eldorado Gold seit 2007 in Griechenland nicht einen Euro Steuern gezahlt hat.

Viele Stimmen aus der Opposition aber auch aus privaten Wirtschaftsverbänden nutzten den Konflikt, um die griechische Regierung anzugehen. An vorderster Front steht der erst vergangenen Sonntag neu gewählte Chef der konservativen Nea Dimokratia, Kyrgiakos Mitsotakis, der sich ebenfalls mit Wright getroffen hatte. In einer Erklärung schreibt er, dass das Resultat der Propaganda von SYRIZA, »die Einfrierung der größten Investition der letzten Jahre« sei. Das sende ein falsches Signal an den internationalen und lokalen Markt.

Auch wenn die Erklärung Eldorado Golds für den Kampf gegen die Goldminen ein weiterer Erfolg darstellt, bleibt die ansässige Bevölkerung alarmiert. Wright machte in der Pressekonferenz nämlich auch klar, dass die Investition nicht komplett aufgegeben wird, und Eldorado »weiterhin die Schlüssel behält - außer die Regierung sagt klar und deutlich, dass sie uns hier nicht haben will«.

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