Kirche distanziert sich vom Papst – auf Linkenplakat

Bistum Speyer gegen Nutzung von Franziskus-Foto und Zitat im Wahlkampf / Glaubensfunktionäre kritisieren »unzulässige Vereinnahmung«

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Berlin. Wenn es um den Papst geht, versteht das katholische Bistum Speyer keinen Spaß – andererseits: Um einen solchen geht es in der Sache hier auch gar nicht. Die rheinland-pfälzische Linkspartei ist mit Großplakaten in den Wahlkampf gezogen, auf denen der Papst in weißer Mitra mit goldenem Kreuzstab abgebildet ist - Franziskus wird darauf mit dem Satz zitiert: »Wenn die Politik wirklich den Menschen dienen soll, darf sie nicht Sklave der Wirtschaft und Finanzwelt sein.« Soweit, so unspektakulär.

Doch das Bistum hat offenbar einen Abgrenzungsbedarf: Das Wahlplakat stelle eine unzulässige Vereinnahmung des Papstes für den Wahlkampf dar, kritisierten die Katholikenfunktionäre am Mittwoch. Die Linkspartei verwende das Foto und die Aussage des Papstes ohne vorherige Anfrage und ohne Zustimmung der katholischen Kirche, so der Pressesprecher des Bistums Speyer, Markus Herr. Viele Menschen hätten beim Bistum angerufen und gefragt, ob es denn eine Absprache zwischen der katholischen Kirche und der Linken gebe. Deshalb wolle »die Kirche sich klar von der Kampagne der Linken zur Landtagswahl« distanzieren, berichtet der Evangelische Pressedienst. Ob damit auch eine Distanzierung vom Inhalt der Franziskus-Aussage einhergeht, blieb offen.

Die Wahlen finden in Rheinland-Pfalz am 13. März statt. Die Linkspartei rangiert dort in Umfragen zwischen drei und fünf Prozent. »Die bisher nicht durch große Nähe zur katholischen Kirche aufgefallene Partei hatte das Plakatmotiv mit der Begründung vorgestellt, es solle die Wähler aufrütteln«, heißt es beim Evangelischen Pressedienst. Die Aufmerksamkeit, die durch die Distanzierung der Kirche nun entstanden ist, könnte dabei sogar helfen. nd/Agenturen

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