Nacht im Zeichen der Wissenschaft

Die 26. Lange Nacht der Museen will Forschung sichtbar machen und Neugier wecken.

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: 3 Min.
Besucherschlangen bei Nacht vor dem Jüdischen Museum
Besucherschlangen bei Nacht vor dem Jüdischen Museum

Vielleicht spielt das Wetter mit, und die Besucher der Langen Nacht müssen nicht allzu sehr bibbern. Aufwärmen können sie sich in den rund 60 der knapp 200 Berliner Museen, die an der Winter-Ausgabe des Erfolgsformats beteiligt sind. Ungefähr vier Millionen Besucher und 900 000 verkaufte Tickets lautet die Bilanz der bisherigen 25 Langen Nächte seit 1997. Das lässt auch für die 26. Ausgabe wieder etwa 30 000 Besucher erwarten.

Besondere Neugier dürfen sie diesmal mitbringen, denn Forschung und Wissenschaft stehen im Zentrum der zahlreichen Führungen und Veranstaltungen. Sie bereiten das Themenjahr »Berlin – Hauptstadt für die Wissenschaft 2010« vor und stehen unter dem Humboldt-Wort »Überall geht ein früheres Ahnen dem späteren Wissen voraus«. Ein blaues W ist auch Initial der Winter-Nacht. Wissen vermittelt sie im Humboldtschen Sinn auf vielfältige Weise, beispielsweise über Restaurierung. So gewährt das Bode-Museum Einblick in den Restauratoren-Alltag, zeigt das Deutsche Historische Museum im Dokfilm, wie die Fälschung eines Porträts aufgedeckt werden konnte. Die Gemäldegalerie klärt auf, wie Röntgenbilder, Infrarotlicht, Neutronen der wissenschaftlichen Untersuchung von Gemälden dienstbar sind.

Lohnen dürfte sich der Besuch im Rathgen-Forschungslabor: Zum ersten Mal öffnet das weltweit älteste Museumslabor, benannt nach seinem ersten Direktor, seine Pforten und informiert über Fragestellungen der Denkmalpflege. Was Kunstwerke vertragen, wie man sie vor Schäden schützt, konserviert oder restauriert, erfährt man dort ebenso wie über den berührungslosen Umzug der Nofretete ins neue Domizil. Was Kunstbibliothek und TU Berlin zusammen über den Architekten Alfred Messel erforschten, bietet die Sonderausstellung »Visionär der Großstadt« anhand von über 300 Zeichnungen, Fotos und Entwürfen. Das Bröhan-Museum informiert über seinen gerade entstehenden Bestandskatalog VII unter dem Motto Glas als Wissenschaft; das Museum für Film und Fernsehen sucht nach verschollenen Filmmetern zu einem Frühwerk mit Romy Schneider. Das Medizinhistorische Museum erinnert an »300 Jahre Zahnheilkunde in Berlin« und holt einen vergessenen medizinwissenschaftlichen Aufklärer ins öffentliche Bewusstsein zurück; und das 200-jährige Museum für Naturkunde präsentiert Forschungssammlungen, Hightech-Labore, eine Sonderausstellung zur Erkundung der Tiefsee.

Sämtliche 4500 Zeichnungen Schinkels will per Online-Katalog das Kupferstichkabinett zugänglich machen. Auf Humboldts Spuren kann man dort in einer Sonderausstellung, im Märkischen Museum über die Sammlung Hein wandeln, im Zoo Aquarium die Meereswelt als Ergebnis von Humboldts Amerika- und Asienreisen entdecken. Erstmals stellt sich das restaurierte Schloss Schönhausen mit seiner wechselvollen Geschichte vor: von der Sommerresidenz der Gattin Friedrichs II. mit reichem Bestand, über ein Depot für »entartete« Kunst zur Nazi-Zeit und Sitz von Wilhelm Pieck mit dessen originalem Amtszimmer, bis zum Staatsgästehaus der DDR.

Selbst die frisch aufpolierte East Side Gallery ist Ausdruck forschend erhaltenden Wollens. Raritäten zeigt das 1. Berliner DDR-Motorrad-Museum; das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf widmet sich dem Hotel Bogota als Ort deutscher Kulturgeschichte. Reich sind auch wieder die Angebote für Kinder. Über Mosaiken erfahren sie im Bode-Museum, über Museumsberufe im Kulturforum; in der Königlichen Porzellan-Manufaktur können sie formen und gestalten, im Berliner Planetarium den geheimen Schlüssel zum Universum suchen. Fünf Bus-Shuttle-Routen mit Kernpunkt am Roten Rathaus führen durch den nächtlichen Parcours; 15/10 Euro kostet das Kombiticket, Kinder bis zwölf Jahren zahlen keinen Eintritt.

30.1., ab 18 Uhr, Infos unter 24 74 98 88, Programm im Internet unter:
www.lange-nacht-der-museen.de

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