»Die Besatzung ist das Problem«

Hunderte demonstrierten am Samstag für die Freiheit Palästinas

  • Nissrine Messaoudi
  • Lesedauer: 2 Min.

»Gaza ist das größte Freiluftgefängnis der Welt«, »Schluss mit der Besatzung!«. Das stand auf Plakaten, die Samstag durch Berlin-Kreuzberg getragen wurden. Mehrere hundert Menschen folgten dem Ruf der »Berliner Friedensko- ordination« und demonstrierten gegen die Blockade des Gazastreifens und die jüngsten Militäreinsätze Israels gegen Aktivisten.

Selten trifft man auf einer Demo so viele verschiedene Interessengemeinschaften. Anhänger der LINKEN, der Deutschen Kommunistischen Partei, Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, Palästinenser, Türken, Kurden, Deutsche und auch Israelis nahmen an der friedlichen Demonstration teil. Sie verband der Ruf nach Gerechtigkeit, für die Palästinensische Bevölkerung. »Während die öffentliche Debatte sich darauf konzentriert, was für die Israelis an Bord der »Marmara« den Auslöser zum Schießen darstellte, wird das Hauptproblem leicht übersehen. Der eigentliche Grund besteht in der israelischen kolonialistischen Politik, derzufolge die Juden in Palästina mehr Rechte haben sollen als die dort heimischen Palästinenser«, kritisierte Iris Hefets von der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost.

Was in internationalem Gewässer stattfand, sei nur ein weiteres Kapitel der israelischen Gewalt gegenüber Zivilisten, sagte ein Sprecher vom Palästinensischen Bund für das Rückkehrrecht. Besonders die Doppelmoral der internationalen Gemeinschaft erfülle die Palästinenser mit tiefem Schmerz. Israel müsse für seine Taten zur Rechenschaft gezogen werden, hieß es.

Der jüdische Friedensaktivist Uwe Moschkowitz sagte, er habe die »ethnische Säuberung Palästinas« mit eigenen Augen gesehen. Er richtete deutliche Worte an die Bundesregierung: »Deutschland muss endlich auch Verantwortung für die Palästinenser übernehmen, nicht nur für Israel, denn Israel will keinen Frieden.«

Obwohl in der israelischen Bevölkerung ein Rechtsruck zu verzeichnen ist, gibt es dennoch Israelis, die keineswegs kritiklos mit der eigenen Regierung umgehen. So wie Keren Asaf aus Tel Aviv. Die 29-Jährige ist eigentlich nur als Touristin in Berlin. Trotzdem nahm sie am Protest teil. »Ohne Freiheit für das palästinensische Volk, kann es auch für Israel keine Sicherheit geben«, ist sie sich sicher. Als linke Aktivistin hat sie es allerdings nicht leicht. »Die Regierung bekämpft zunehmend Aktivisten auch im eigenen Land. Die Gewalt richtet sich nicht mehr ›nur‹ gegen Palästinenser.« Die blutige Tat auf dem Schiff »Marmara« in der Nacht zum 31. Mai sei ein Beweis dafür.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal